Wer Tiere anständig behandelt, wird belohnt. Wer sie misshandelt, wird bestraft. So einfach sei das im Islam, sagt Fahredin Bunjaku. Tiere hätten im Islam einen hohen Stellenwert.
Der Imam der albanischen Moschee in Zürich-Schwamendingen hält in der «Woche der Religionen» einen Vortrag über die Tiere im Islam und in der Bibel, gemeinsam mit seinem reformierten Kollegen Jiri Dvoracek.
Mohammed mag Katzen
«Unser Prophet Mohammed mochte Tiere sehr, besonders Katzen», erzählt Fahredin Bunjaku. Besonders in den Hadithen, den Überlieferungen über das Leben Mohammeds, gebe es viele Geschichten, die dies beweisen.
So habe der Prophet einem Jungen, dessen Vogel gestorben war, einen Kondolenzbesuch abgestattet. Und er habe Menschen, die ihre Tiere misshandelten, stets gemahnt: «Fürchte Gott in deiner Behandlung der Tiere.»
Der Tierchutz sei für Muslime sehr wichtig. «Wir müssen mit Tieren barmherzig sein und sie behandeln, wie auch wir Menschen behandelt werden möchten», sagt Fahredin Bunjaku. Im Islam haben auch Tiere eine Seele.
Hunde als Haustiere? Nicht für Muslime
Allerdings sind im Islam nicht alle Tiere gleich. Katzen sind besonders beliebt – ebenso wie Bienen. «Diese bewundern wir Muslime wegen ihres Fleisses», erklärt der Imam.
Andererseits kennt der Islam auch «unreine» Tiere wie Hunde oder Schweine. «Das heisst nicht, dass wir diese Tiere nicht mögen», betont Fahredin Bunjaku. Doch der Islam verbiete es, dass Hunde im selben Haus leben wie Menschen. Er persönlich kenne keinen Muslim, der einen Hund als Haustier halte, auch hier in der Schweiz nicht.
Schutz und Herrschaft für biblische Tiere
Der Koran kennt also klare Regeln, wenn es um den Umgang mit Tieren geht. Und die Bibel? Pfarrer Jiri Dvoracek spricht von einem zwiespältigen Bild. Einerseits seien die Tiere etwas Besonderes, etwas Schützenswertes: «Tiere sind Geschöpfe Gottes. Sie sind Teil der grossen Seele und sie dienen in vielen Geschichten als Vorbilder», sagt der reformierte Pfarrer.
Andererseits macht die Bibel klar: Die Tiere unterstehen der Herrschaft des Menschen. «Gott hat dem Menschen den Auftrag gegeben, den Tieren Namen zu geben», erklärt Jiri Dvoracek. Jahrhundertelang habe dies als Ausrede gegolten für die Misshandlung von Tieren. «In diesem Sinne hat sich der Mensch an den Tieren schuldig gemacht.»
In beiden Religionen geht das Kamel durchs Nadelöhr
Beide, Imam und Pfarrer, glauben, dass die heiligen Schriften den Menschen einen anständigen, verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren nahelegen. Klar ist aber auch, dass es sowohl im Koran wie auch in der Bibel kontroverse Stellen gibt.
Was hat den Imam und den Pfarrer am meisten überrascht, als sie an ihrem gemeinsamen Vortrag arbeiteten? «Die Kontinuität», sagt Jiri Dvoracek. An einzelnen Geschichten wie dem Kamel, das durch das Nadelöhr geht, sehe man, dass Bibel und Koran gemeinsame Wurzeln hätten.
Imam Fahredin Bunjaku erstaunte etwas Profaneres: «Der Koran kennt 30 Tierarten, die Bibel 130. Das hätte ich nicht gedacht.»