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Tod des Modeschöpfers Pierre Cardin hinterlässt ein ganzes Mode-Imperium

Pionier in der Modewelt und gewiefter Geschäftsmann: Im Alter von 98 Jahren ist der Franzose Pierre Cardin gestorben.

Pierre Cardin war durch und durch ein Pionier. Bereits in den 1960er-Jahren schickte er seine Mannequins mit Helmen und in astronautenähnlichen Anzügen über den Laufsteg. Die futuristische Mode war geboren. «Für mich bedeutet Mode morgen, niemals gestern», sagte der Visionär Cardin einst in einem Interview.

Auch bahnte er sich einen Weg ausserhalb Frankreichs, lange bevor andere Modeunternehmen neue Märkte erschlossen. 1979 zeigte Cardin seine Kollektion im kommunistischen China, als dieses noch weitgehend von der Aussenwelt abgeschottet war. Seine Modenschau auf dem Roten Platz in Moskau, nur zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, zog tausende Zuschauerinnen und Zuschauer an.

Mit knapp 30 ganz oben

Pierre Cardin wurde 1922 als Sohn französischer Eltern in Italien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er nach Paris und begann als Modezeichner. Cardin fertigte etwa Theatermasken und Kostüme für den Film «Die Schöne und das Biest».

Danach arbeitete er für den damals noch unbekannten Christian Dior. Doch der ehrgeizige Cardin wollte seine eigenen Ideen verfolgen: Mit nicht einmal 30 Jahren gründete er sein eigenes Haute-Couture-Unternehmen.

ein alter Mann steht auf einer weissen Treppe
Legende: Cardin wurde mit seinen Designs zu einem der reichsten Männer Frankreichs. EPA/YOAN VALAT

Millionenschweres Mode-Imperium

In seiner mehr als 70 Jahre dauernden Karriere zog Cardin die Bewunderung und den Spott anderer Designer auf sich – vor allem aufgrund seines ausgeprägten Geschäftssinns. Pierre Cardin hat wie kein anderer seinen Namen als Lizenz auf der ganzen Welt vermarktet.

So war er sich nicht zu Schade, seinen Namen für unzählige Produkte wie Möbel, Mineralwasser, Boxershorts und Rasierklingen herzugeben. Er erkannte, dass der Glamour einer Modemarke unendliches Marketing-Potenzial hat.

eine Modenschau mit geometrisch geschnittenen Kleidern
Legende: Zu Cardins erfolgreichsten Kreationen gehörten geometrisch geschnittene Minikleider und Röcke mit Vinylstreifen. EPA/YURI KOCHETKOV

Cardin schien weitgehend unbeeindruckt von der Kritik seiner Kollegen. So warf er auch immer wieder die starren Konventionen seiner Branche über Bord: Cardin war der erste Designer, der Ende der 1950er-Jahre Kleiderkollektionen in Kaufhäusern verkaufte und Mode für die Masse entwarf.

Bis ins hohe Alter feilte Pierre Cardin an eigenen Entwürfen, nahm junge Designer unter seine Fittiche und besuchte Partys und Modeschauen. Nun ist der Designer im Alter von 98 Jahren gestorben.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 29.12.2020, 17:10 Uhr ; 

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