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Warum wir Geister sehen und uns gerne gruseln
Aus Kultur-Talk vom 20.07.2022. Bild: IMAGO / Petra Schneider
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Übersinnliches erleben «Wer Geister sieht, hat ein gutes psychisches Schutzsystem»

Der deutsche Parapsychologe Walter von Lucadou ist überzeugt, dass es Geistererscheinungen gibt. Seine These: Wer Geister sieht, verdrängt vermutlich ein Problem.

«Manche Menschen hören Stimmen, andere sehen Geister und bei wieder andere bewegen sich Gegenstände durch die Luft.» Walter von Lucadou ist wahrscheinlich der bekannteste Geisterjäger im deutschsprachigen Raum. Wobei er nicht mit einem Fangnetz auf Geisterjagd geht.

Der 76-Jährige rückt dem Spuk mit wissenschaftlichen Methoden auf den Leib. Seit rund drei Jahrzehnten betreibt der promovierte Physiker und Psychologe in Freiburg eine parapsychologische Beratungsstelle. Hier können sich Leute melden, die Übersinnliches erleben.

Walter von Lucadou

Walter von Lucadou

Psychologe und Physiker

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Walter von Lucadou, geboren 1945, ist promovierter Psychologe und Physiker. Er betreibt eine eigene Beratungsstelle für Parapsychologische Phänomene und ist davon überzeugt, dass sein Erklärungsansatz für Übersinnliches sich in Zukunft in der Wissenschaft durchstzen wird. Von Lucadou leitet Seminare und hält Vorträge, um die Parapsychologie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Parapsychologische Beratungsstelle Freiburg im Breisgau

Ein Schutzschild für die Psyche

Als Physiker ist Walter von Lucadou ein Mann der Naturwissenschaft. Nichtsdestotrotz ist er überzeugt, dass Spuk existiert und dass es Geistererscheinungen gibt. Seine These: Wer Geister sieht, verdrängt wahrscheinlich ein Problem. Weil wir Menschen auf feinstofflicher Basis mit unserer Umwelt verknüpft sind, manifestiert sich dieses Problem dann als Spuk oder Geistererscheinung.

Video
Walter von Lucadou: Geister, Spuk und Übersinnliches
Aus Sternstunde Philosophie vom 10.06.2018.
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«Menschen, die Geister sehen, haben ein gutes psychisches Schutzsystem, weil sie ihr Problem unbewusst ins Aussen transportieren und es sich so quasi vom Hals halten», sagt Lucadou. Seine These ist in wissenschaftlichen Kreisen umstritten, was er selbst als normal und wichtig erachtet. «Kritik von Fachkollegen und -kolleginnen ist zentral, denn man kann sich ja leicht irren. Es ist notwendig, dass in der Wissenschaft genau hingeschaut wird.»

Gänsehaut macht uns grösser

Was unbestritten ist, ist die Tatsache, dass viele Menschen gerne Geistergeschichten hören und sich auch ganz gerne ab und zu mal gruseln. «Sich zu gruseln und Angst zu haben, hat dem Menschen einen evolutionären Vorteil gebracht», sagt Walter von Lucadou. Das hängt damit zusammen, dass der frühe Mensch noch am ganzen Körper stark behaart war.

Ein Arm mit Gänsehaut
Legende: Schaudern zum Schutz: Auch wenn das Gefühl einer Gänsehaut unangenehm ist, so hat sie evolutionär gesehen einen Vorteil erbracht. IMAGO / imagebroker

Wenn dann plötzlich ein Säbelzahntiger oder ein anderes gefährliches Tier vor der Höhle stand, bekam der Höhlenmensch Gänsehaut, so dass sich seine Haare aufstellten. Damit sah er grösser und bedrohlicher aus. Im besten Fall liess sich so das gefährliche Tier vertreiben. Heute treffen wir nur noch selten auf gefährliche Tiere vor unserer Haustüre – die Gänsehaut in Momenten der Angst ist uns allerdings geblieben.

Des Weiteren schütten wir eine Menge Adrenalin und andere Hormone aus, wenn wir uns gruseln. Ist die gefährliche Situation überwunden, stellt sich ein grosses Wohlgefühl ein. Darum lesen wir abends im sicheren Bett gerne mal einen Krimi, und darum können Serien wie «The Walking Dead» süchtig machen.

Hörspiel-Podcast «Grauen»

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Eine Vollmondnacht, ein Lagerfeuer, vier Freunde von früher. Was sie verbindet? Die Lust an grusligen Geschichten – und ein dunkles Geheimnis.

«Grauen» ist der neue Hörspiel-Podcast von SRF: Alle bisherigen Folgen finden Sie hier.

Mit Geisterglaube überwinden wir Angst

Seit es Menschen gibt, spielen Geister und Gespenster eine Rolle in unserem Leben. Dahinter stecke das uralte Bedürfnis, Erklärungen und Gründe für Ereignisse zu finden, die sich nicht so leicht erklären liessen, sagt Lucadou. Wenn es zum Beispiel bei den alten Römern blitzte, glaubten sie, dass der Gott Jupiter einen schlechten Tag erwischt habe.

«Wenn es heute in einem Haus spukt, dann glauben wir, es sei der Geist der toten Grossmutter. Die Ursache zu kennen, verleiht uns das Gefühl, Kontrolle zu haben», sagt Walter von Lucadou. «Dinge, die wir nicht erklären können, ängstigen uns.»

Er selbst habe schon lange keine Angst mehr vor parapsychologischen Phänomenen, sagt Lucadou. «Denn schliesslich weiss ich, was dahintersteckt. Oder glaube es zumindest zu wissen.»

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Talk, 20.07.2022, 9:03 Uhr

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