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Umstrittenes Gesetz Florida verbietet LGBTQ+-Themen an Schulen

Für Unterstufe-Lehrpersonen in Florida sind Geschlechterthemen im Unterricht neuerdings tabu. Das sorgt für einigen Wirbel.

Wie soll eine Unterstufenlehrerin in Florida künftig reagieren, wenn ein Schüler im Unterricht fragt, warum eine Mitschülerin zwei Mütter oder zwei Väter habe? Senator Dennis Baxley, einer der Initianten der sogenannten «Don't say gay bill», würde dem Schüler antworten: «Rede mit deinen Eltern darüber.»

Denn Senator Baxley findet: An der Unterstufe sollten Lehrpersonen den Kindern nur Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichten. Mit ihnen über Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe oder Geschlechtsidentität zu reden, sei nicht altersgerecht. Man zwinge den Kindern sonst kulturelle Ansichten auf.

Über Fragen der Sexualität, findet Dennis Baxley, sollte in der Schule auf dieser Altersstufe grundsätzlich nicht geredet werden. Solche Themen gehörten ins Elternhaus, weil sie die grundlegenden Werte einer Familie beträfen.

Wo ist das Problem?

Nun sind gleichgeschlechtliche Beziehungen in den USA aber nicht einfach «kulturelle Ansichtssache», sondern eine durch das Oberste Gericht abgesicherte Lebensform. Senator Dennis Baxley sagt dazu: Die Schule müsse «solche Diskussionen» nicht anstossen.

Zwei junge Leute mit Regenbogenfahnen
Legende: Die Mehrheit der Bevölkerung von Florida lehnt die «Don’t say gay»-Bill ab. Aber im Parlament sind die Republikaner in der Mehrheit und haben das Gesetz durchgebracht. Reuters

Der evangelikale Senator kann auch auf mehrmalige Nachfrage kein konkretes Beispiel nennen, welche Probleme bisher bestanden hätten, die mit dem neuen Gesetz beseitigt würden. Ihm gehe es bloss darum, die Rechte der Eltern zu stärken, betont er immer wieder.

Die Reizthemen der Republikaner

Seinen demokratischen Ratskollegen, den offen schwulen Senator Shevrin Jones, erstaunt diese Argumentation nicht. Mit dem Gesetz wollten die Republikaner nicht Probleme lösen, sondern vor allem konservative Wähler mobilisieren im Hinblick auf die kommenden Wahlen, sagt er.

Die Republikaner benutzen diese Reizthemen, um die konservative Basis anzustacheln, sagt Jones. Angefangen habe es mit Gesetzen gegen Unterricht über Rassismus. Nun seien Themen wie sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität im Fokus.

So werden viele Eltern abgeholt

In den letzten Monaten haben zahlreiche republikanisch regierte Staaten Gesetze erlassen, die zum Beispiel Transgender-Schülerinnen von Sportwettkämpfen ausschliessen. Die Republikaner hätten den Kampf gegen «liberale Tendenzen» an den Schulen als Wahlkampfschlager entdeckt, sagt Jennifer Berkshire, die Co-Autorin eines Buches über den Streit um das öffentliche Schulsystem.

Berkshire verweist auf den überraschenden Wahlsieg des Republikaners Glenn Youngkin bei den Gouverneurswahlen in Virginia. Mit dem Slogan «Rechte der Eltern stärken» habe dieser den Unmut vieler Eltern über Schulschliessungen und Masken Vorschriften während der Pandemie genutzt.

Viele Eltern hätten das Gefühl, die Kontrolle entgleitet ihnen. Die Republikaner priesen ihre neuen Gesetze nun als Massnahmen gegen diesen Kontrollverlust.

Mehrheit der Bevölkerung dagegen

Die «Don’t say gay»-Bill in Florida gibt Eltern ausdrücklich das Recht, Schulbehörden vor Gericht zu zerren. Damit könnten Eltern, die Mühe mit der sexuellen Orientierung ihres Kindes hätten, die Schule für etwas verantwortlich machen, das sie nicht akzeptieren wollten, sagt Jennifer Berkshire.

Den Republikanern gehe es mit der «Stärkung der Rechte der Eltern» auch darum, gesellschaftliche Veränderungen wieder rückgängig zu machen und ihre konservativen Moralvorstellungen durchzusetzen.

Zwar lehnt in Umfragen eine klare Mehrheit der Bevölkerung die «Don’t say gay»-Bill ab. Im Parlament von Florida haben aber die Republikaner eine Mehrheit. Und deshalb darf über Themen wie Homosexualität oder Transgender in Floridas Unterstufen-Schulzimmern schon bald nicht mehr gesprochen werden.

Radio SRF News, Echo der Zeit, 13.3.2022, 18:00 Uhr ; 

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