Haare föhnen, Haare glätten, Haare hochstecken. Gesichtscreme auftragen, Make-up drüber und mit Eye-Liner abschliessen. Ach, und noch schnell das Haar rauszupfen, das gerne eine Augenbraue geworden wäre, aber leider einen Millimeter zu weit unten gewachsen ist.
Zum Glück ist das nicht meine eigene Realität, aber so sieht der Berufsalltag vieler Frauen aus. Während Mann morgens in Rekordzeit aus der Haustüre verschwindet, fängt bei Frau nach der Dusche und Rasur das Fertigmachen oft erst richtig an.
Das hängt aber nicht etwa damit zusammen, dass Frauen generell «halt einfach eitler sind», oder dass Frauen «sich nun mal gerne schön machen», wie man da und dort hört. Diese Stereotypen lassen wir schön weiterhin in der 1950er-Schublade verstauben.
Gepflegt ist nicht gleich gepflegt
Dieses Länger-im-Bad-brauchen hängt für viele mit der Erwartungshaltung an das Aussehen am Arbeitsplatz zusammen. So berichtet zum Beispiel das US-amerikanische Online-Magazin «In These Times» über Kundenservice-Mitarbeiterinnen, dass ihnen vom Arbeitgeber spezifische Richtlinien vorgelegt würden, wie ihr Make-up und ihre Nägel auszusehen haben. Zwar gälten diese theoretisch auch für Männer, seien aber in der Praxis tatsächlich nur für Mitarbeiterinnen gedacht.
Klar, auch viele Männer erscheinen gepflegt zur Arbeit. Denn: Wer gepflegt aussieht, verdient durchschnittlich mehr. Das belegt eine Studie der Universitäten Kalifornien und Chicago . Aber das Gepflegtsein habe bei Frauen einen wesentlich grösseren Einfluss auf den Lohn.
Seit Publikation der Studie findet man diese Ungleichheit in verschiedenen Newsportalen unter dem Begriff «Grooming Gap» zusammengefasst, zu Deutsch der «Pflege-Unterschied».
Verstärkt wird der Grooming Gap durch den Geldfaktor: Frauen brauchen mehr Produkte, um ihr Aussehen zurechtzumachen. Nagellack, Wimpernzange, Haarglätteisen, Epilierer – das Zeug kostet. Zudem sind Beauty-Produkte sowie Coiffeur-Besuche für Frauen teurer als für Männer.
Anmerkung der Redaktion:
Der Artikel wurde überarbeitet: Die Aussagen wurden mit der ihnen zugrundeliegenden Studie und Beispielen ergänzt und entsprechend angepasst.