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Unverhofftes Ostergeschenk Die verschollenen Notizbücher von Charles Darwin sind wieder da

20 Jahre nach ihrem Verschwinden liegen die zwei wichtigen Notizbücher von Charles Darwin plötzlich vor der Bürotür der Bibliotheksdirektorin von Cambridge. In einer pinken Geschenktüte.

«Das Leben findet einen Weg» – man kann nicht umhin, bei dieser Geschichte an Jeff Goldblums berühmten Satz aus «Jurassic Park» zu denken: Über 20 Jahre nach ihrem Verschwinden sind zwei wichtige Notizbücher des Evolutionsforschers Charles Darwin (1809 bis 1882) wieder aufgetaucht. Völlig unerwartet und unverhofft.

2001 war den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Cambridge aufgefallen, dass die beiden Werke nicht mehr an ihrem angestammten Regalplatz standen.

Im Jahr zuvor hatte man sie zum Fotografieren herausgenommen, weshalb man lange Zeit davon ausging, dass die Bücher bloss falsch eingeordnet worden waren. Auf der Suche danach durchkämmten die Bibliothekarinnen und Bibliothekaren gut zehn Millionen Objekte.

Vermuteter Millionen-Diebstahl

Vor zwei Jahren meldete Bibliotheksdirektorin Jessica Gardner die Bücher schliesslich bei der Polizei als gestohlen. Interpol schaltete sich ein, und es kam zu einer globalen Jagd auf die Bücher, deren Wert auf mehrere Millionen Franken beziffert wird.

Im März 2022 tauchten die Notizbücher des berühmten Forschers plötzlich vor Gardners Büro auf, eingewickelt in Plastik. Die pinke Geschenktüte, in der sie sich befanden, war mit einem Ostergruss an die Bibliothekarin versehen.

Frau blättert in altem Notizbuch
Legende: Ein unerwartetes Wiedersehen: Bibliotheksdirektorin Jessica Gardner mit einem der beiden Notizbücher des berühmten Forschers. Reuters / Stuart Roberts

«Die Bücher sind zwar klein, aber ihre Bedeutung kann nicht überschätzt werden», erklärte sie. Sie gehörten zu den wichtigsten Dokumenten der Wissenschaftsgeschichte, so Gardner. Ihre Erleichterung sei kaum in Worte zu fassen. Es seien Tränen geflossen.

Keimzelle der Evolutionstheorie

Eines der Bücher zeigt eine Skizze des berühmten Lebensbaums von Darwin aus dem Jahr 1837, den er nach seiner Weltreise entwickelte. Die Skizze bildet die Keimzelle der Evolutionstheorie, die der Forscher erst mehr als zwei Jahrzehnte später entwickeln sollte.

Ausschnitt aus einem der Notizbücher: Skizze eines Baumes
Legende: Darwins berühmter Lebensbaum gilt als wichtige Vorarbeit für seine spätere Evolutionstheorie. Reuters / Stuart Roberts

Weiterhin unklar bleibt, wo die Bücher die Jahrzehnte über waren, und wer sie zurückbrachte. Der Bereich vor Gardners Büro ist nicht von Überwachungskameras abgedeckt. Allerdings könnten Aufnahmen von anderen Bereichen der Bibliothek Hinweise liefern. Die Polizei gab an, dass die Ermittlungen weitergehen.

Im Sommer sollen die gut erhaltenen Notizen für die Öffentlichkeit in einer speziellen Ausstellung zu sehen sein.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Nachrichten, 06.04.2022, 07:03 Uhr ; 

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