Die Präsidentschaft von Donald Trump hat für US-amerikanische Komiker harte Zeiten gebracht. Denn von John Oliver bis Stephen Colbert geben selbst gestandene Fernsehkomiker zu, dass sich die politische Realsatire kaum übertreffen lässt, die das Staatsoberhaupt einem Millionenpublikum täglich bietet.
Trumps Ton, Coopers Mimik
Jemand, der das geschafft hat, ist Sarah Cooper. Die 43-jährige Komikerin ist innerhalb weniger Monate zum neuen Star der US-Comedy-Szene avanciert. Vor kurzem feierte ihr Netflix-Special «Everything’s Fine» Premiere – und wurde enthusiastisch begrüsst.
Dabei begann alles mit schierer Frustration. Im vergangenen April sass Sarah Cooper wie viele andere New Yorker während des Lockdowns zu Hause fest und verfolgte, wie der amerikanische Präsident mit seinen Pressekonferenzen sämtliche Medienkanäle mit Hyperbeln und Falschinformationen beherrschte.
«Ich fragte mich: Was würde passieren, wenn ich als unbekannte, schwarze Frau vor laufenden Kameras derlei Ungeheuerlichkeiten von mir gäbe?», erklärte die gebürtige Jamaikanerin in einem Interview mit Jimmy Fallon.
Der Moderator der «Tonight Show» zählt wie die Comedy-Legende Jerry Seinfeld zu den Millionen von Fans, die Cooper mit ihren TikTok-Videos gewonnen hat.
Zum neusten Nonsens Lippen bewegen
Die Videos könnten simpler nicht sein: Cooper parodiert Trump mit seinen eigenen Worten und ihrer Lippensynchronisation.
In einem davon hantiert sie mit einem Allzweckreiniger herum und rät den Leuten zu Trumps O-Ton, sich Desinfektionsmittel zum Schutz gegen Covid-19 zu spritzen . Der Effekt ist so grotesk, dass sofort klar wird, was Cooper meint, wenn sie sagt: «Was Trump als weisser Mann in einer Machtposition sagen darf, würde man mir nie durchgehen lassen.»
Sie spricht aus Erfahrung. Bevor sie sich mit über 30 zum ersten Mal auf eine Stand-up-Bühne wagte, arbeitete sie jahrelang bei Google. In den dortigen Endlossitzungen hatte sie genügend Gelegenheit, die Gestik der Arroganz ihrer stets weissen und stets männlichen Vorgesetzten zu studieren.
Kann Cooper mehr als TikTok?
Doch hat Sarah Cooper mehr zu bieten als smarten Trump-Klamauk? Mit «Everything’s Fine» («Alles ist prima») auf Netflix beweist sie: unbedingt.
In der Show entfaltet sie einen geradezu existenziellen schwarzen Humor. Cooper spielt die Moderatorin einer Frühstückssendung, deren innerer Verfall den Zerfall der Gesellschaft um sie herum reflektiert.
Nämlich einer Gesellschaft, die von Vorurteilen, Ressentiments und Kommerz zerfressen wird. Auftritte von Ben Stiller, Helen Mirren und Winona Ryder verhelfen der Sendung zu Promi-Glamour. Aber das Rampenlicht gehört zweifellos Cooper.
Andere Projekte hat sie zuhauf. Im Augenblick wird eines ihrer Bücher, «How to Be Successful Without Hurting Men’s Feelings» (freie deutsche Übersetzung: «Erfolgreichsein, ohne Männern auf die Füsse zu treten») als Sitcom adaptiert (empfohlene Grundsatzstrategie für Frauen: Immer dümmer scheinen, als Mann ist.) Sicher ist, dass es dieser Komödiantin nicht an Stoff fehlen wird, solange Sexismus, Rassismus und Heuchelei die Welt regieren.