Wenn wir einem Wort mehr Gewicht verleihen wollen, verwenden wir sogenannte Verstärkungswörter: Der Sonnenuntergang ist dann nicht einfach schön, sondern sehr schön, megaschön, total schön, voll schön, extrem schön, huereschön und so weiter. Die Vielfalt dieser Ausdrücke ist unglaublich gross.
Verstärkungswörter zu verwenden ist ein urmenschliches Bedürfnis. Neben der Intensivierung eines Wortes (schön vs. sehr schön) ermöglichen sie uns, unsere Emotionen auszudrücken: «Das Patent-Ochsner-Konzert war meeega schön!» Gleichzeitig helfen uns Verstärkungswörter, Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen und unsere Glaubwürdigkeit zu erhöhen.
Jung und Alt verstärken unterschiedlich
Nicht alle Menschen verwenden dieselben Ausdrücke: Bei Jugendlichen hört man heutzutage etwa «mad», «sick» oder «voll». Ältere Menschen verwenden eher «schüüli», «schampar» oder «choge».
Dieser Unterschied lässt sich so erklären: Jugendsprache zeichnet sich durch grosse Kreativität aus. So entstehen neue Verstärkungswörter. Und in der Jugend ist auch die Gruppenzugehörigkeit wichtig. Diese kann man durch die Wahl bestimmter Wörter zeigen und sich so gleichzeitig von den Erwachsenen abgrenzen. So etablieren sich neue Ausdrücke.
Immer wieder neue Wörter
Ausserdem nutzen sich Verstärkungswörter ab, je öfter sie verwendet werden. Ihre Bedeutung verblasst und ihre Verstärkungskraft nimmt ab. «Sehr» war ursprünglich ein anstössiges Wort. Im Mittelalter bedeutete es «wund, versehrt».
Heute ist «sehr» das simpelste Verstärkungswort, das wir kennen. Und mindestens im schriftlichen Deutsch wohl das meistverwendete. Andere Verstärkungswörter aus dem Mittelalter wie «wol» oder «vil» (z.B. «vil schoene» – sehr schön) werden gar nicht mehr als solche verwendet.
Immer extremer? Nein.
Oft hört man die Klage, die Sprache werde immer krasser. Weil sich Verstärkungs-, Schimpf- und Fluchwörter mit der Zeit abnutzen, müssten stets neue, extremere Ausdrücke her. Darum werde immer anstössiger geflucht, beleidigt und verstärkt.
Dass dies so nicht stimmt, zeigt ein Blick in das Mittelalter. Ein beliebtes Verstärkungswort war damals «zërs» – Penis, gerne auch in Kombination mit «fud» – Vagina oder Hintern. Ein schlimmer Dieb war folglich ein «zërs-fud-diep».
«huere» akzeptieren nicht alle
Das heute in der Deutschschweiz beliebte Verstärkungswort «huere» ist demgegenüber fast schon brav. Obwohl es für viele ganz normal ist, wirkt es für andere immer noch anstössig. Gegenüber der Chefin oder dem Chef kommt wohl kaum jemanden ein «huere» über die Lippen.
In allen Altersgruppen beliebt ist «mega», wie eine kleine Umfrage in Basel ergeben hat. Auch wenn sich im Gebiet der Verstärkungswörter eine sehr grosse Vielfalt zeigt Möglicherweise ist «mega» momentan das beliebteste im Schweizerdeutsch.