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Warum Konfirmationsunterricht? «Die Beteiligung der Jugendlichen ist wichtig und gefragt»

Pfarrer Christian Walti setzt mit seinem Team im Konfirmationsunterricht auf eine jugendgerechte Atmosphäre, Partizipation und inklusive Theologie.

Christian Walti

Pfarrer

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Christian Walti ist reformierter Pfarrer und arbeitet in der Berner Friedenskirche und in der Kirche im Haus der Religionen. Walti ist überzeugt, die reformierte Kirche braucht Veränderungen. Unter anderem brachte er gemeinsam mit einem Quartierbeizer das «Death Café» nach Bern.

SRF: Was ist Ihnen bei der Arbeit mit Konfirmanden wichtig?

Christian Walti: Ziel ist es, die Jugendlichen mit dem kirchlichen Leben in Berührung zu bringen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit bieten, ihren Platz in der Kirche zu erkunden. Gemeinsam mit unserer Diakonin Regula Rhyner und Andreas Nufer, meinem Kollegen von der Heiliggeistkirche, haben wir ein Konzept für die Jugendarbeit erarbeitet. Seit drei Jahren arbeiten wir damit.

Kommt das Konzept an?

Zwei Drittel der diesjährigen Konfirmanden werden Mitte Juni einen von uns angebotenen Leitungskurs besuchen. Diesen Kurs bieten wir allen an, die nächstes Jahr als Hilfsleiter den Unterricht begleiten. Hätte ihnen das Konfirmationsjahr nicht gefallen, würden sie sich nicht weiter in der Jugendarbeit engagieren.

Pfarrer vor Konfirmanden stehend
Legende: Pfarrer Christian Walti bei einer aktuellen Konfirmation. Luca Tobia Danz

Wie unterscheidet sich Ihr Unterricht von anderen?

Die Beziehung zu den Jugendlichen steht im Vordergrund. Sie sollen realisieren, dass ihre Beteiligung wichtig und gefragt ist. Dazu kommt, dass wir eine jugendgerechte Atmosphäre schaffen: Peinliche Situation entstehen, wenn die Gruppe zu klein ist. Deshalb schliessen wir die Konfirmanden von zwei Kirchgemeinden zu einer Konfirmandengruppe zusammen und erweitern diese Gruppe durch die Hilfsleiter der vergangenen Jahrgänge.

Heisst das, Sie konfirmieren statt zwei Klassen nur noch eine?

Nein, wir führen nach wie vor zwei Konfirmationen durch. Die Jugendlichen können wählen, in welcher der zwei Kirchen sie konfirmiert werden.

Welche Themen geben Sie für den Unterricht vor?

Glaube und Religion sollen in diesem Jahr eine Rolle spielen. Wir behandeln aber keine vorgegebenen Jahresthemen. Die Stimmung in der Gruppe bestimmt weitgehend, welche Aspekte behandelt werden. Natürlich machen wir Leitungspersonen Vorschläge und greifen von Zeit zu Zeit ein. Unsere Hauptaufgabe aber besteht darin, der Gruppe einen Rahmen zu geben.

Welche Rolle spielt das Konfirmationslager?

Das ist das Herzstück. Das Lager dauert eine Woche. Die Jugendlichen gestalten dieses wesentlich mit. Letztes Jahr wollte die Gruppe ein Konfirmationslager im Ausland. Wir rechneten die Kosten vor, die Jugendlichen aber mussten ihre Eltern davon überzeugen und das zusätzliche Geld für die Ausgaben sammeln. Und so gingen wir nach Amsterdam.

Wie gestalten Sie den restlichen Konfirmationsunterricht?

Wir arbeiten auf Anlässe hin: Konfirmanden helfen beim Kirchenbasar, sie gestalten diverse Gottesdienste mit und machen Sozialeinsätze mit Kindern oder älteren Menschen in der Gemeinde. Fixer Programmpunkt ist ein gediegenes Abendessen. Die Jugendlichen kochen, servieren und gestalten ein Diner als Dankeschön für ihre Familie.

Was wollen Sie den Jugendlichen mit auf den Weg geben?

Wir betonen, dass es keinen Zwang zu glauben gibt. Glaube muss frei sein. Darüber hinaus betreiben wir eine inklusive Theologie: Wir lernen von anderen Religionen und Konfessionen etwas über unsere Spiritualität. Deshalb besuchen wir andere Glaubensgemeinschaften und probieren verschiedene Formen der Spiritualität aus.

Das Gespräch führte Nicola Mohler.

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