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Kann ChatGPT auch kreativ sein?
Aus Kultur-Aktualität vom 20.03.2023. Bild: KEYSTONE/DPA/Frank Rumpenhorst
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Was kann die neue ChatGPT-4? Wieso der Sprachroboter immer noch an kreativen Texten scheitert

Die neue, vierte Version des Sprachroboters ChatGPT soll nun viel besser texten als sein Vorgänger. Aber kann das Sprachmodell auch kreative Texte schreiben?

Die neue, vierte Version der künstlichen Intelligenz ChatGPT ist da. Was kann sie besser als die Vorgängerin? Geschichten und Gedichte auf Anweisung schreiben konnte der Sprachroboter bereits vorher. Nun gibt Open AI, das Unternehmen hinter ChatGPT, an, dass die Version 4 deutlich besser ist, wenn es darum geht, Probleme zu lösen und diese sinnvoll herzuleiten.

Zudem kann die Künstliche Intelligenz (KI) knapper antworten. Version 3.5 hatte noch einen Hang zu umständlichen Formulierungen. «Diese neue Knappheit könnte der Formulierung von Gedichten oder eleganten Texten dienlich sein», erklärt SRF-Digitalredaktor Guido Berger. Echte Kreativität jedoch bleibe für einen Sprachroboter schwierig, weil es letztlich einen Durchschnitt produziert.

Wie sieht ein kreativer Text von ChatGPT 4 im Vergleich zum Vorgänger aus? Wir machen die Probe aufs Exempel: Wir haben die Version 3.5 gebeten, ein Sonett zu schreiben über Susanne Schmugge, Redaktorin bei Radio SRF 2 Kultur. Dabei kam folgende Antwort:

Susanne Schmugge, weise Moderatorin, auf Radio SRF 2 Kultur hört man dich gern. Deine Stimme bringt Klang in jedes Sinnbild. Du bist die Stimme der Kultur, die wir lern’.
Autor: ChatGPT 3.5

ChatGPT 4 hat ganz anders getextet. «Eleganter und schöner gereimt», findet Guido Berger:

In sanftem Ton auf Schweizer Wellen gleitend, Susanne Schmugge, Stimme, die uns bindet. Zu SRF 2 Kultur, wo Kunst gedeiht, wo Wissen fliesst und Geist sich stets entzündet.
Autor: ChatGPT 4.0

Wieso der Unterschied? Verarbeitet die neue Version einfach mehr Daten? Es ist komplexer. Es geht darum, wie das System trainiert wird und wie die Informationen gewichtet werden. Eine KI wird mit riesigen Datenmengen – in diesem Fall mit Texten – gefüttert. Das System unterteilt diese Informationen in sogenannte «Token» – also einzelne Stückchen. Das können Wörter sein oder auch Textabschnitte.

Dann beginnt das System zu rechnen nach der Methode: Wenn dieses Stückchen hier ist, wie wahrscheinlich ist dann, dass dieses andere Stückchen hierhin kommt?

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ChatGPT: Das Ende der Kreativität?
Aus Sternstunde Philosophie vom 05.03.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 1 Minute.

Kann ChatGPT irgendwann selbstständig Texte schreiben, die wir als kreativ ansehen? «Nein», sagt Guido Berger. «Und das ist auch nicht die ursprüngliche Anforderung an so ein System.» Wir geben der Maschine einen Auftrag und erhoffen uns von der KI etwas Kreatives. Aber eine KI werde immer Texte schreiben, die so klingen, wie bereits verfasste Texte. «Es hat stets etwas Nachgeahmtes und Reproduziertes. Kunst, die einen völlig überrascht und die man noch nie gesehen oder gelesen hat, können wir uns von einem Chatbot vorerst nicht erwarten», sagt Berger.

Allerdings stellt sich auch bei menschlichen Autorinnen und Autoren die Frage: Wie viel in den Werken ist wirklich neu und noch nie dagewesen? Und wie viel von dem, das wir erschaffen, ist eine Interpretation von Bestehendem?

Ersetzt Chat GPT also (noch) keine Lyrikerinnen und Lyriker? Am Ende sei ChatGPT eine seelenlose Maschine, die nicht wisse, was ihre eigenen Texte bedeuten, sagt Guido Berger. «Sie weiss nicht, was ihr Output bei jemand anderen auslösen kann, der das liest.»

Fazit: Wir haben eine Maschine, die etwas produziert, das verblüffend ähnlich klingt wie kreative Texte, aber nicht mehr. Das habe letztlich wenig damit zu tun, was wir sonst unter Kreativität oder Kunst verstehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 20.03.2023, 07:06 Uhr;

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