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Wegen Rassismusvorwürfen «Dilbert»-Comics von Scott Adams abgesetzt: Das steckt dahinter

«Dilbert» dominierte in US-Zeitungen die Witzseite. Wegen rassistischer Aussagen des Schöpfers wird der Comic abgesetzt.

Worum geht es in der aktuellen Kontroverse um den Comic-Autor Scott Adams? Der Schöpfer von «Dilbert» sieht sich mit einer Reihe von Auftragskündigungen konfrontiert, nachdem er auf seinem YouTube-Kanal schwarze Menschen als Mitglieder einer «Hassgruppe» bezeichnete. Zudem appellierte er an Weisse, sich «verdammt nochmal von schwarzen Menschen fernzuhalten».

Scott bezog sich dabei auf eine Umfrage des konservativen Meinungsforschungsinstituts Rasmussen Reports: Demnach sollen nur 53 Prozent der schwarzen Amerikaner und Amerikanerinnen der Aussage «es ist okay, weiss zu sein» zustimmen.

Scott Adams mit einem Pappaufsteller seiner berühmten Comicfigur «Dilbert»
Legende: Fühlt sich laut eigener Angabe missverstanden: Scott Adams mit seiner weltberühmten Comic-Figur Dilbert. AP Photo/Marcio Jose Sanchez, File

«Wenn fast die Hälfte aller Schwarzen mit Weissen nicht einverstanden ist, ist das eine Hassgruppe», sagte der 65-Jährige auf seinem YouTube-Kanal, «und mit denen will ich nichts zu tun haben.»

Wofür wurde Scott Adams berühmt? Der Amerikaner gilt als einer der erfolgreichsten Comic-Autoren der USA. Zu weltweiter Bekanntheit gelangte er durch seinen Satire-Strip «Dilbert», der seit den 1990er-Jahren in US-Zeitungen abgedruckt wird.

Comicfigur Dilbert blickt aus seine Tasse.
Legende: Scott Adams kartoffelartiger Softwareentwickler Dilbert schaffte 1999/2000 sogar den Sprung ins Fernsehen und erschien als Zeichentrickserie. IMAGO / Allstar

Darin karikiert er den Berufsalltag eines Programmierers und seiner Kollegen. «Dilbert» erschien bis vor Kurzem in weltweit rund 2000 Zeitungen und Zeitschriften – darunter auch in einigen deutschen Publikationen.

Wie reagieren die US-Medien, in denen Scott Adam publiziert hat? Verschiedene Medienverlage in den USA – darunter die «New York Times» und der «Washington Post» – verurteilten die Kommentare des «Dilbert»-Schöpfers als «rassistisch», «hasserfüllt» und «diskriminierend» und erklärten, sie würden seiner Arbeit keine Plattform mehr bieten.

Mehr als 100 amerikanische Zeitungen haben den prominenten Comic daher aus ihren Blättern genommen.

Chris Quinn, Herausgeber des «Plain Dealer», der auflagenstärksten Tageszeitung im US-Bundesstaat Ohio, fand für Adams Aussage klare Worte: «Wir sind keine Heimat für diejenigen, die Rassismus befürworten.»

Inzwischen hat sich auch Adams Verlag Andrews McMeel Universal von ihm getrennt. McMeel vertrieb bisher Adams Strip weltweit an Medien und veröffentlichte «Dilbert»-Bände.

Sind die Reaktionen der Medien gerechtfertigt? Scott Adams habe in diesem Video extrem rassistische Aussagen gemacht, erklärt Comic-Kenner Christian Gasser: «Dass nun gewisse Zeitungen und sogar sein Verlag mit ihm nichts mehr zu tun haben wollen, ist in meinen Augen legitim.»

Mit Adams Comics und mit Zensur habe das zwar wenig zu tun, «auch wenn sich ‹Dilbert› – dessen wird man sich nun deutlicher bewusst – schon immer in einem sehr weissen Büro abspielte.»

Wie reagiert der Comic-Autor auf die Vorwürfe gegen ihn? Adams spricht von einem «Hoax» (Falschnachricht im Internet). Man habe die Dinge aus dem Zusammenhang gerissen. Adams wörtlich: «Sie hassen mich und wollen mich abschaffen.» Sein Ruf sei auf Lebenszeit irreparabel beschädigt.

Mittlerweile erklärte der Zeichner auf Twitter, er habe den Menschen nur raten wollen, «Hass zu vermeiden». Die Entfernung seines Cartoons aus den Medien sei ein Zeichen dafür, dass die Redefreiheit in Amerika angegriffen werde.

Wer stellt sich hinter Scott Adams? Tesla-Gründer Elon Musk verteidigt den Comic-Autor in einem Tweet: «Lange Zeit waren die US-Medien rassistisch gegen nicht-weisse Menschen, jetzt sind sie rassistisch gegen Weisse und Asiaten.»

Fans des Twitter-Chefs fordern, dass «Dilbert» auf Twitter eine neue, feste Heimat bekommen soll.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 27.02.2023, 16:30 Uhr ; 

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