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Weihnachten im Faktencheck Vier Dinge in der Weihnachtsgeschichte, die so nicht stimmen

Vergessen Sie, was Sie bis jetzt über die Weihnachtsgeschichte wussten. Denn: Ganz viel davon ist erfunden. Das zeigt Simone Paganini, Professor für biblische Theologie an der Rhein-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen.

Er listet in seinem Buch, «Von wegen Heilige Nacht: Der grosse Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte» auf, was in der Geburtsgeschichte Jesu fake ist. Vier Beispiele dafür:

Behauptung 1: Jesus wurde an Weihnachten geboren

Falsch: Vermutlich wurde Jesus im Frühling geboren.

Erst etwa 300 Jahre n. Chr. haben christliche Gelehrte nach dem Geburtstag Jesu geforscht. Erst wurde der 28. März als Tag seiner Geburt datiert. Einige Jahrhunderte später bestimmte man das Datum neu: Es wurde der 24. Dezember.

Warum hat man den Geburtstag Jesu vom Frühling in den Winter verschoben? Mögliche Erklärungen dafür gibt es einige – die plausibelste für Theologe Simone Paganini ist wirtschaftlicher Natur.

Im Frühjahr feierten die Menschen bereits Ostern. Massen von Pilgerinnen und Pilgern reisten schon damals ins «Heilige Land». Um die Touristenströme besser zu verteilen, entschied man sich, ein Fest im Frühling und eines im Winter zu feiern.

Behauptung 2: Jesus wurde im Jahr Null geboren

Wann Jesus geboren wurde, weiss man nicht. In den biblischen Texten ist kaum die Rede von Jesu Geburt. Das Geburtsjahr interessierte die Autoren der Evangelien nicht.

Historikerinnen und Bibelwissenschaftler gehen aber davon aus, dass es eine historische Figur mit Namen Jesus gegeben hat. Nicht-christliche Quellen sprechen von einem Jesus, der hingerichtet wurde. Der Umkehrschluss lautet: Wer gestorben ist, muss auch geboren worden sein.

Laut dem Matthäus-Evangelium soll Jesus zu Lebzeiten König Herodes geboren worden sein. Herodes ist aber bereits im Jahr 4 v. Chr. gestorben. Vermutlich ist der historische Jesus demzufolge im Jahr 7 oder 6 v. Chr. zur Welt gekommen.

Behauptung 3: König Herodes war ein Kinderschlächter

Falsch: Es gibt keinen historischen Beweis dafür, dass König Herodes alle Knaben bis zwei Jahre ermorden liess.

Warum wurde Herodes aber in der Weihnachtsgeschichte als Kinderschlächter dargestellt? Diese Erzählung hat weniger mit Herodes als mit Jesus zu tun.

Antike Autoren liebten es, Geschichten auszuschmücken und zu dramatisieren. Ein beliebtes literarisches Motiv war: Wichtige Persönlichkeiten wurden kurz nach ihrer Geburt bedroht. Auf wundersame Weise konnten sie dann aber der Bedrohung entgehen.

Der Kindermord zu Bethlehem hat historisch nie stattgefunden. Die Regentschaft Herodes brachte dem Volk Frieden und Wohlstand. Er ging in die Geschichte als König Herodes der Grosse ein.

Behauptung 4: Ochs und Esel standen neben der Krippe

Falsch: In der Bibel ist nie die Rede von Ochs und Esel bei der Krippe. Erst im Mittelalter kommen Ochs und Esel ins Spiel. Sie gehen zurück auf den Mönch Franz von Assisi. Er liess die Weihnachtskrippe mit lebendigen Tieren nachbauen.

Für Franz von Assisi war klar: Jesus wurde in eine Futterkrippe gelegt, eine Krippe steht in einem Stall und in einem Stall gibt es Tiere. Seit dem Jahr 1223 stehen nun also Ochs und Esel an der Seite der Krippe.

Buchhinweis

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Simone und Claudia Paganini: «Von wegen Heilige Nacht: Der grosse Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte.» Gütersloher Verlagshaus, 2020.

Radio SRF 2 Kultur, Perspektiven, 25.12.2020, 08:30 Uhr

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