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Weltbewegende Geschenke Die lange Reise eines millionenteuren Zeremonienstabs

Ein wertvoller indianischer Zeremonienstab reiste einmal rund um den Globus. Er wurde von kanadischen Indianern dem englischen Entdecker James Cook geschenkt. Dann hat der Stab Jahrhunderte in europäischen Museen verbracht. Erst 234 Jahre später kehrte er wieder nach Kanada zurück.

Manchmal ist es gut, wenn Geschenke zurückgebracht werden, auch wenn es lange dauert. Vor 234 Jahren schenkten die kanadischen Indianer dem berühmten englischen Entdecker James Cook einen Zeremonienstab. Der Gegenstand, eine Hand die eine Kugel hält, ist aus Eibenholz geschnitzt. Cook hätte sich bestimmt nicht träumen lassen, dass dieser Zeremonienstab eines Tages Kanada und seinen Ureinwohnern wieder zurückgeschenkt würde. Der grosszügige Spender legte dafür rund eine Million Franken aus.

Serie: Weltbewegende Geschenke

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Zum Auftakt des neuen Jahres gehen wir auf Weltreise: SRF-Korrespondentinnen und -korrespondenten stellen besondere Geschenke vor, die Land und Leute bewegten: ein Hund, der das politische Image aufbessern soll, eine Buddha-Statue, die mitten in Lappland steht oder eine Giraffe, die Furore macht.

Geschenke landen in Museen

Es ist nicht nur diese fantastische Summe, die den Zeremonienstab so wertvoll macht. Der Entdecker James Cook und seine Begleiter waren die ersten Weissen, die die Indianer an der Westküste Kanadas trafen. Sie gaben Cook viele Geschenke mit, als Zeichen der Gastfreundschaft. Aber all diese Geschenke landeten in Europa, in privaten Händen und in den Museen von London, Berlin oder Wien.

Der Zeremonienstab ist das erste und einzige Geschenk der kanadischen Indianer an James Cook, welches wieder in Kanada gelandet ist. Ein indianischer Künstler schnitzte ihn in der Zeit vor der Ankunft der Weissen in Kanada. Aus dieser Epoche gibt es nur sehr wenige indianische Kunstgegenstände. Ein kanadischer Kunstsammler kaufte den Stab für rund eine Million Franken und schenkte ihn im vergangenen Jahr dem Museum für Anthropologie in Vancouver, das der indianischen Kultur an der Pazifikküste gewidmet ist.

Es waren die Nuu-chah-nulth-Indianer von Vancouver Island, die James Cook diese wunderschöne Schnitzerei im Jahr 1778 gaben. Für diesen Stamm ist der Stab ein Bindeglied zur eigenen Vergangenheit, zur Kultur ihrer Vorfahren, die ihnen weitgehend unbekannt ist. Aus all diesen Gründen ist das Geschenk eine historische Sensation.

In die Heimat zurückgekehrt

Geschenke waren für die kanadischen Indianer wichtig als Zeichen der friedlichen Beziehungen. Sie waren auch interessiert mit den Weissen Handel zu treiben. Das Schenken ist stark in ihrer Kultur verwurzelt.

Viele Kulturgegenstände der kanadischen Indianer befinden sich immer noch im Ausland. Der Spender, ein reicher Bauunternehmer aus Vancouver namens Michael Audain, findet, dass sie nach Kanada gehören. Er hat bisher schon solche historischen Objekte für umgerechnet 20 Millionen Franken gekauft und an kanadische Museen verschenkt.

Stammesführer und Indianer Phil Fontaine mit Kopfschmuck.
Legende: Die indianische Kultur existiert in Kanada noch heute. (Foto: Stammesführer Phil Fontaine). Keystone

Die Tradition des Schenkens hält an

Interessant ist die Tradition des Potlatch: Der Häuptling machte jeweils ein Fest, lud alle seine Stammesmitglieder ein und beschenkte sie mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Körbe, Wolldecken oder Tongeschirr, aber auch Nahrungsmittel. Die Tradition des Potlatch wurde aber dann von der kanadischen Regierung im Jahr 1848 verboten und erst hundert Jahre später wieder erlaubt.

Der Potlatch hat auch auf die weissen Kanadier abgefärbt und als Potluck überdauert. Bei einem Potluck bringen alle Gäste ein Gericht mit, einen Salat oder Fleisch oder ein Dessert. Daraus wird ein Buffet gemacht, und alle teilen sich das Essen.

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