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Weniger Kollekte wegen Corona Hilfswerken fehlt das Geld aus der Kollekte

Weil viele Gottesdienste abgesagt wurden, gab es letztes Jahr weniger Geld in Kollekte und Opferstock. Das trifft vor allem Hilfswerke.

Die Karwoche fand letztes Jahr mitten im Shutdown statt. Präsenzgottesdienste gab es keine. Das wirkte sich auch auf das sogenannte Karwoche-Opfer aus, also auf Spenden, die in dieser Zeit in allen römisch-katholischen Gottesdiensten gesammelt werden.

Claudius Luterbacher, Kanzler des Bistums St. Gallen, sagt rückblickend: «Der Ertrag des Opfers brach richtiggehend ein.» Statt gewöhnlich 100'000 Franken konnten im Bistum St. Gallen am beim Karwoche-Opfer rund 30'000 Franken gesammelt werden – an späteren Ersatzterminen, als Gottesdienste zwar wieder möglich waren, aber mit weniger Besucherinnen und Besuchern gefeiert wurden.

Mann predigt vor Kamera
Legende: In Zürich sah der Osterstonntag 2020 so aus: Gestreamter Gottesdienst aus dem Fraumünster. Keystone / ENNIO LEANZA

Es fehlt ein ganzes Drittel

Diese Einbussen bekam der Schweizerische Heiligland-Verein zu spüren. Zusammen mit den Franziskanern teilt er sich jeweils das Karwoche-Opfer und unterstützt mit dem Geld Projekte im Nahen Osten, etwa im Bildungsbereich.

Vereinspräsident Andreas Baumeister ist dankbar, dass mit zusätzlichen Spendenaufrufen das finanzielle Loch zumindest teilweise gestopft werden konnte. «Aber es ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir sonst aus den Gottesdiensten bekommen hätten», sagt er.

Am Ende fehlte ein Drittel, statt durchschnittlich 750'000 kamen 450'000 Franken zusammen. Entsprechend bekamen die Projekte im Nahen Osten nur zwei Drittel der versprochenen Geldern.

Pfarrer sitzt in leeren Bänken mit Fotos von Gläubigen bestückt
Legende: Mai 2020 in Neuchâtel: Die Besucher in den Kirchen wurden bitter vermisst. Keystone / LAURENT GILLIERON

Auf Kollekte angewiesen

Auch auf evangelischer Seite gab es finanzielle Einbussen. Betroffen war zum Beispiel die Reformationskollekte vom 1. November. Gottesdienste wurden in dieser Zeit nur mit einer kleinen Anzahl Menschen gefeiert. Entsprechend weniger Geld geht bei der Protestantischen Solidarität Schweiz (PSS) ein.

Sie finanziert sich zu 90% aus Kollekten und unterstützt beispielsweise Kirchensanierungen oder kulturelle Projekte, die sich mit dem protestantischen Glauben auseinandersetzen.

Frau geht durch Kirchentüre
Legende: Im Mai 2020 konnten zum ersten Mal seit dem Coronavirus-Lockdown wieder Messen gefeiert werden. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Mit der Reformationskollekte 2020 soll nun Kirchgemeinden und Werken geholfen werden, die unter der Pandemie gelitten haben. Etwa die Tessiner Kirche, wie PSS-Präsident Daniel de Roche erklärt: «Sie hat Ausfälle von 130'000 Franken. Diese wollen wir zumindest teilweise decken können.»

Wie die Kirchen in Genf oder Neuenburg kennt auch die Tessiner Kirche keine Kirchensteuer. Sie ist besonders auf Kollekten und Mitgliederbeiträge angewiesen.

Trotzdem grosszügig

Auch Organisationen, die nicht von einer festgelegten Kollekte profitieren, sondern von Gemeinden und Pfarreien selbst ausgewählt werden, haben unter dem Corona-Jahr gelitten. Das Projekt «Zentrum 5» etwa, ein Integrationszentrum für migrantische Personen. Es wird von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Region Bern getragen.

«Letzten Sommer hatte ich noch ein ganz schlechtes Gefühl», erinnert sich Betriebsleiter Jürg Trefzer, «aber gegen Jahresende wurde ich positiv überrascht.» Überrascht, weil die Gelder aus Kirchgemeinden zwar zurück gegangen seien, aber Privatpersonen mehr als sonst gespendet haben.

Solidarität in Krisenzeiten

Das sagen auch die beiden grossen Hilfswerke Brot für alle oder Fastenopfer: Die privaten Spenden seien im vergangenen Jahr nicht abgebrochen, haben teilweise sogar zugenommen.

Per Onlinekampagne oder in Newslettern riefen sie dazu auf, direkt zu spenden. Das taten auch Kantonalkirchen oder Bistümer. «Wir haben beispielsweise in der Kathedrale St. Gallen bei einem Live-Stream-Gottesdienst den QR-Code einer Organisation eingeblendet, mit dem die Leute direkt von Zuhause aus Spenden überweisen konnten», erklärt Claudius Luterbacher.

Gaby Ullrich, Mitglied der Geschäftsleitung von Mission 21, sagt dazu: «Für mich zählt da nicht nur das Geld, sondern auch der positive Wille von allen Menschen, mitzumachen und sich solidarisch zu zeigen.»

So konnten finanzielle Löcher aus dem Corona-Jahr 2020 teilweise gestopft werden. Fast erfreulicher war für alle Gesprächspartner die Solidarität, die dabei mitschwang und sich eben auch in grosser Gabenbereitschaft zeigte.

Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 07.03.2021, 08:08 Uhr

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