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Gesellschaft & Religion Wie Kopenhagen zur ersten klimaneutralen Metropole werden will

Kopenhagen reagierte auf das Scheitern der Weltklimakonferenzen und rief sich selber zu Öko-Metropole aus – mit ehrgeizigen Klimazielen, die teilweise schon in den nächsten Jahren erreicht werden sollen.

Kopenhagen war 2009 Gastgeber der Weltklimakonferenz, die – wie viele andere Umweltkonferenzen - scheiterte. Trotz des Misserfolgs rafften sich die Kopenhagener zu einer erstaunlichen Umwelt-Initiative auf. In einem Manifest riefen sie «Green Copenhagen» aus. Das Dokument nannten die Politiker schlicht «Unsere Vision». Darin beschreiben sie die Ziele der neu ernannten Öko-Metropole: Die Kopenhagener wollen sich an die Spitze vieler Öko-Initiativen setzen, um den anderen Metropolen zu zeigen, wie sich grünes Wachstum fördern lässt, um die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.

Exponiertes Dänemark

Die schleichende Klimakatastrophe merken die Dänen früher als viele andere Europäer. Sie haben traditionell ein besonderes Gefühl für Wasser als schützenswertes Lebenselement. Denn die Hauptstadt, die durch den Ostsee-Kanal sogar noch geteilt ist, liegt auf einer Insel, während das dänische Festland auf drei Seiten von der Ostsee umgeben ist. In einem Szenario beschreibt das Manifest die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte: Die Niederschläge nehmen bis zum Jahr 2100 um 30 bis 40 Prozent zu. Im selben Zeitraum wird der Wasserstand um bis zu 61cm steigen. Ebenso prophezeit der Klimabericht trockene Sommer und starke Regenperioden, niederschlagsreiche Winter, höhere Temperaturen und wegen der steigenden Wasserpegel vermehrt Überschwemmungen und Stürme.

Ambitionierte Ziele

Um der drohenden Entwicklung zu trotzen, hat man sich in Kopenhagen die folgenden Ziele gesetzt: Die Stadt soll die erste CO 2-neutrale Metropole werden, und zwar bereits ab 2025. Ausserdem will die dänische Hauptstadt Amsterdam den Rang als führende Fahrrad-Stadt abjagen. Dafür ist der Grundstein bereits gelegt, da schon heute ein Drittel aller Kopenhagener mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Bis 2015 will man das hoch gesteckte Ziel erreichen, dass täglich die Hälfte der Kopenhagener das Fahrrad benutzen. Zudem möchte sich Dänemark landesweit bis 2050 von allen fossilen Energieträgern lossagen. Das läuft auf eine beträchtliche Verminderung des ökologischen Fussabdrucks hinaus.

Die Fundamente der neuen Ökopolitik

Bis heute hat Kopenhagen wichtige Weichen gestellt: Um die grüne Mobilität zu fördern, legte die Stadt ein 400 km langes Radweg-Netz an. Dieses wird vorrangig vom Schnee geräumt, vor den Autostrassen. Ein weiterer Pfeiler der Umweltpolitik ist die grüne Stromerzeugung: Dazu zählen beispielsweise neue Methoden des Air-Conditioning, wobei man zur Kühlung (Fernkälte) kalte Hafenwasser einsetzt. Durch diese Massnahmen liess sich der Energieverbrauch um 80 Prozent senken und die CO 2-Emission beträchtlich reduzieren.

Führend in Windenergie

Vor allem in der Erzeugung von Windenergie sind dänische Firmen führend. Diese Vorrangstellung in der dänischen Wirtschaft führte dazu, dass hiesiger Strom zu 25 Prozent aus Windkrafträdern kommt. Das ehrgeizige Ziel sieht vor, innerhalb von acht Jahren diesen Ertrag zu verdoppeln. Auch in puncto grüner Energieverbrauch wurden beträchtliche Investitionen vorgenommen: Weil 70 Prozent aller CO2-Emissionen – wie das erwähnte Manifest ausführt - von den Städten stammen, setzt Kopenhagen vermehrt auf energieeffiziente Gebäude.

Energieeffizienz

Mit Kopenhagens neuestem Wohnblock «8 House», einem Komplex aus 650 Appartements und Townhouses, schaffte es der bekannte dänische Architekt Bjarke Ingels, den Energieverbrauch drastisch einzuschränken. Ingels gelang es auch, aus den grünen Sektoren Wachstumsmotoren zu machen. Er überzeugte viele internationale Investoren davon, ökologische Anforderungen zu berücksichtigen, ohne dass sie dabei Abstriche in der wirtschaftlichen Kalkulation machen mussten.

«Hedonistische Nachhaltigkeit»

Ingels hat für seine Strategie eine attraktive Formel entwickelt: hedonistische Nachhaltigkeit. Er will beweisen, dass Nachhaltigkeit keineswegs mit persönlichen Opfern einhergehen muss. An seinen Projekten zeigt der Kopenhagener Architekt, wie sich der Identifikations- und Lustfaktor von Architektur steigern lässt – zum Vorteil von Ökologie und Wirtschaftlichkeit.

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