Der Bildungs- und Jugendforscher Klaus Hurrelmann und der Journalist Erik Albrecht beschreiben in «die Ypsiloner als die ersten Digital Natives. Sie sind «online» aufgewachsen. Computer, Tablets und Smartphones gehören für sie genauso selbstverständlich zum Alltag wie Google, Apple und Facebook. Sie haben alle Online-Spielerfahrung und sind deswegen schnelle Feedbacks gewohnt. Ihre Eltern haben sie viel gelobt. Aber auch viel Leistung von ihnen erwartet.
Verhätschelte Sinnsucher
Die Generationenetikette Y steht auch für ein grosses Why? Dieses «Warum?» bezieht sich aber bei den Ypsilonern weniger auf die ganze Welt als auf den eigenen Horizont. Warum sollte ich mehr Geld verdienen und dabei keine Zeit für meine eigenen Kinder haben? Warum sollte ich dies und nicht das studieren? Was ist für mich stimmig? Der Alt-68er Hurrelmann tituliert die jungen Erwachsenen von heute als Egotaktiker. Und meint das gar nicht abwertend sondern überlebensstrategisch klug.
Gebildete Nesthocker
Die Generation Y investiert so viel in Bildung und Ausbildung wie keine Generation vor ihr. Ein gut bestückter Schulsack scheint ihnen ein wichtiger Faktor zu sein im Ringen um einen Platz an der Sonne. Kein Wunder bleiben die Ypsiloner dabei lange unter dem Dach ihre Eltern. Das ist praktisch, günstig und auch beruhigend. Denn: Im Unterschied zu den 68ern sind für die Ypsiloner die Eltern eher Verbündete und Lebensberater. Der Generationenkonflikt ist ausser Kraft. Das zeigt sich auch im Kinderwunsch der Generation Y: Sie will sich fortpflanzen.
Und was sagen jungen Frauen und Männer aus der Generation Y zu Hurrelmanns und Albrechts Thesen? Wir haben nachgefragt.
Vier Stimmen der «Generation Y»
Jara Petersen, 23, Geographiestudentin
«Wenn ich mich und meine Mitstudierenden anschaue, dann glaube ich schon, dass wir in Sachen Nachhaltigkeit revolutionär sind. Wir beachten ökologische Themen noch mehr als die Generationen vor uns das taten. Uns ist immer sehr bewusst, was wir essen und was wir konsumieren und welche Konsequenzen das hat. Ich geniesse das Leben und bin gerne auf dieser Welt. Aber es gibt eine zweite Ebene in mir. Diese Ebene zweifelt, fragt und sucht nach dem Sinn. Sie kommt mir im Alltagsglück immer wieder in die Quere. Das stört mich.»
Denis Ivanoviv, 24, Coiffeur
«Ich bin sehr glücklich mit meinem Arbeitgeber. Ich darf viel Verantwortung übernehmen und habe viel Freiheit. Man kann immer über alles reden. Ich bin sehr leistungsbereit, wenn es menschlich stimmt. Das war auch früher so. Ich habe bis 17 mit Xherdan Shaqiri für den FCB gespielt. Sieben mal Training pro Woche, kein Problem. Ich bin sehr froh, dass ich meiner Mutter nicht auf der Tasche liege. Es reicht, dass eine meiner Schwestern ewig studiert und nicht auf einen grünen Zweig kommt. Ein rechter Teil meines Lohnes geht für Musik drauf.»
Fenja Läser, 22, Studentin
«Ich studiere in Genf ‹internationale Beziehungen›. Im Winter schliesse ich mit dem Bachelor ab. Es ist ein lockeres Semester und ich habe auch viel Zeit für mich. Innerlich verspüre ich aber viel Spannung, weil ich weiss, dass sich in nächster Zeit in meinem Leben sehr viel ändern wird. Ich mag meine Eltern sehr gerne. Ich besuche sie viel in Basel. Aber es ist gut für mich, zwei ‹Daheime› zu haben. Die Generation vor uns hat uns in vielem den Weg geebnet. Zum Beispiel, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbelangt, bin ich froh, dass andere vor uns dafür gekämpft haben.»
Can Eser, 18, Gymnasiast
«Ich bin im Vormatura-Stress. Ich muss ein paar Bücher im Deutsch lesen, ein paar Gedichte interpretieren, im Franz vorwärts machen und auch für Mathe noch einiges tun. Ausser Lernen ist gerade nicht viel los im Leben. Meine Matura-Arbeit über Fussball in der Türkei war nicht gerade ein Erfolg. Wenn die Prüfungen fertig sind, sieht alles wieder anders aus. Ich habe nach einem Schnuppertag an der ETH von einem Mathe-Studium abgesehen und mich für Volkswirtschaft entschieden. Sollte es mit der Matura nicht klappen, habe ich einen Plan B, C und D.»