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Drei Dinge, die das Internet auf dem Gewissen hat
Aus Kultur Extras vom 07.03.2019.
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30 Jahre Internet Sechs Dinge, die das Internet auf dem Gewissen hat

Wir erinnern uns an sie, wollen sie aber auf keinen Fall zurück: sechs Dinge, die das Internet beerdigt hat.

1. Landkarte

Eine junge Frau hält eine Stadtkarte in den Händen, die vom Wind an ihren Körper geweht wird.
Legende: Wer sich früher nicht verirren wollte, musste erst mal mit der Landkarte kämpfen. Getty Images / Michael Blann

Stadtpläne, Routenplaner und Atlanten: Sie gehören zu der Abteilung in Buchhandlungen, die wohl am meisten geschrumpft ist. Kein Wunder. Oder kennen Sie jemanden, der gerne im Beifahrersitz Faltpläne gedreht, gefaltet und irgendwann – orientierungslos – zerrissen hat?

Auch wenn man das Ding mal nicht zerfetzte, blieb immer ein Origami-Schlamassel übrig. Dieser unpraktische Horror ist vorbei. Dank Google-Maps und Co. wischen wir uns heute geschmeidig von A nach B – oder lassen uns von einer Navi-Stimme lotsen.

2. Warten

Die Verabredung verspätet sich? Smartphone zücken, scrollen, Nachrichten lesen, E-Mails schreiben. Vor dem Museum reiht sich eine Schlange? Mit dem Timeslot-Ticket stellen Sie sich nicht hinten an. Sie wollen den nächsten Knausgård-Schinken lesen? In wenigen Sekunden ist das eBook heruntergeladen. Auf die nächste Episode der Lieblingsserie warten? Kennen wir Binge-Watcher nicht.

Wir warten heute selten. Wenn wir es tun, nutzen wir die Zeit – mehr oder weniger – produktiv. Zugegeben, sie sind kein schöner Anblick, Menschen, die aufs Smartphone starren. Aber die Memes sind lustig, die Videos hauen einen um. Und überall lesen zu können, das ist schön.

3. Enzyklopädien

Wissen ist Macht. Deshalb haben wir uns früher mit ganzen Regalreihen aus schweren Büchern bewaffnet. Den Brockhaus zu Hause zu haben, gehörte zum guten Ton. Nimmt man so einen Band heute aus einem Gestell, streicht man als erstes den Staub von den Fingerkuppen.

Natürlich wollen wir Enzyklopädien nicht missen. Im Online-Zeitalter setzt man aber auf ein digitales Äquivalent. Grosse Trauer ruft das Ableben der kiloschweren Lexika nicht hervor. Infos gibt’s heute per Mausklick auf verschiedenen Enzyklopädien im Netz – digital, dynamisch und demokratisch.

4. Der Drang, das Haus zu verlassen

Statt in der Jogginghose zum Kiosk laufen, die Zeitungs-App öffnen, statt ins Kino gehen, Netflix einschalten, statt den Vortrag besuchen, einen YouTube-Talk schauen: Noch nie war das Kulturprogramm in den eigenen vier Wänden so vielfältig und bunt wie heute.

Über die Werke und Happenings reden, kann man ebenfalls zu Hause – per Facetime mit Freunden, in der herrlich nerdigen Social-Media-Community, oder man klinkt sich mit dem richtigen Hashtag in die Diskussion ein.

5. Telefonbuch

Der Tod des Telefonbuchs kommt schleichend. Noch gibt es das nationale Adressbuch in gedruckter Version. Im letzten Jahr wurden in der Schweiz immerhin 2,3 Millionen Exemplare verschickt. Aber: Jedes Jahr gibt’s ein paar tausend Einträge weniger.

Telefonnummern und Adressen sucht man heute nicht mehr im dicken Papiermonster, sondern im Netz oder in der Telefonbuch-App.

6. Blind Dates

Ob romantisches Date oder Vorstellungsgespräch: Ein Treffen mit einer unbekannten Person läuft heute selten unter dem strikten Label «blind» ab. Sobald wir Vor- und Nachnamen kennen, geht das Googlen los. Ist die neue Arbeitskollegin oder der potenzielle Partner auf Instagram? Facebook? Twitter?

Einige trauern dem fehlenden Überraschungseffekt beim ersten Treffen nach. Andere sind ganz froh, wenn Gemeinsamkeiten oder ungewöhnliche Infos entdeckt werden, die das «Not-So-Blind-Date» am Smalltalk vorbei schnell in ein gehaltvolleres Gespräch manövrieren.

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