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Zürcher Stadtentwicklung «Die Stadt ist sicherer geworden»

Die Stadt Zürich ist heute sehr sicher, doch das war nicht immer so. Dahinter steckt auch eine erfolgreiche Stadtentwicklung. Anna Schindler ist Stadtentwicklerin in Zürich. Was kann sie für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger tun?

Anna Schindler

Anna Schindler

Stadtentwicklerin

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Anna Schindler ist seit 2011 Direktorin der Dienstabteilung Stadtentwicklung Zürich. Die Stadtentwicklung Zürich dient als Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Bevölkerung und Verwaltung. Unter anderem erarbeitet sie Analysen und Strategien für den Stadtrat und führt Quartierentwicklungsprojekte und Bevölkerungsbefragungen durch.

SRF: Welche Bedeutung hat das Thema Sicherheit für Sie als Stadtentwicklerin?

Anna Schindler: Sicherheit ist ein Indikator für soziale Stabilität, für das funktionierende Zusammenleben in einer Stadt. Das ist für uns zentral.

Sicherheit ist auch immer ein Thema in den Bevölkerungsbefragungen, die wir alle zwei Jahre durchführen. Wie sicher fühlen sich die Leute, wenn sie nachts alleine in ihrem Quartier unterwegs sind?

Grundsätzlich steht es um die Sicherheit sehr gut. In Zürich kann man praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit überall hingehen. Auch als Frau.

Gibt es in der Stadt Orte, die weniger sicher sind?

Lange war die Langstrassenunterführung das berühmte Beispiel. Aber die ist mittlerweile ziemlich sicher, sowie auch die Langstrasse an sich. Orte, die notorisch unsicher sind, gibt es eigentlich nicht.

Man kann manchmal mit einfachen Methoden etwas erreichen.

Natürlich geht man an gewissen Stellen morgens um vier Uhr nicht mehr so gerne durch. Dies allerdings eher, weil es um die Auswirkungen von Alkoholkonsum oder um Streit zwischen bestimmten Gruppierungen geht. Das sind klar identifizierbare Gefahrenquellen, denen man auch ausweichen kann.

Blick in eine Strassenunterführung bei Nacht.
Legende: Die Langstrassenunterführung gilt oft als gefährlich. Dabei sei sie eigentlich sicher, sagt Anna Schindler. KEYSTONE / Christian Beutler

Welche städtebaulichen Mittel gibt es denn, um an einem bestimmten Ort für mehr Sicherheit zu sorgen?

Das sind architektonische Fragen: Da geht es um Wegführungen, um Beleuchtung. Dass man zum Beispiel Unterführungen eher vermeidet, und wenn man sie bauen muss, dann gut ausleuchtet. Dass man Parkplätze und Parkhäuser gut beleuchtet. All diese Massnahmen sind mittlerweile bekannt und werden auch gut umgesetzt.

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Kriminalprävention schon bei der Stadtplanung
aus Espresso vom 19.11.2013. Bild: Colourbox
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Uns beschäftigen solche baulichen Massnahmen zum Beispiel im Strategieschwerpunkt Nachtleben, in dem wir uns in den letzten vier Jahren unter anderem der Langstrasse gewidmet haben. Man kann manchmal mit einfachen Methoden viel erreichen – indem man zum Beispiel den Schall umleitet. An der Langstrasse geht es ja oft um Lärmemissionen.

Hat sich das Sicherheitsempfinden der Zürcherinnen und Zürcher verändert?

Zu Zeiten des Platzspitz hätte wohl kaum jemand gesagt, Zürich sei die sicherste Stadt der Welt. Zudem steckte Zürich in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre in einer riesigen Wirtschaftskrise.

Die Zahlen zeigen, dass das Sicherheitsempfinden aber schon 1998, als wir die erste Bevölkerungsbefragung durchgeführt haben, relativ hoch war. Das ist seither weiter gewachsen. Die Stadt ist sicherer geworden.

Ist das ein Erfolg der Stadtentwicklung?

Die Stadtentwicklung stammt ja aus dieser Zeit. Sie wurde in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre gegründet, als Zürich in dieser riesigen Krise steckte: Die Stadt war sozial unsicher, Arbeitsplätze verschwanden, Leute zogen weg.

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Anna Schindler: «Zürich und Mailand sind ähnliche Städte»
06:19 min
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Die Stadtentwicklung kann solche Entwicklungen nicht einfach steuern – aber sie kann Impulse geben. Nicht nur auf behördlicher Seite, sondern auch in der Politik. Man hat damals angefangen, mit privaten Eigentümern gemeinsam zu planen.

Das Resultat zeigt, dass vieles richtig gemacht wurde. Das vergisst man rasch auch wieder: Heute sprechen wir viel über die Grenzen des Wachstums – noch vor 25 Jahren war man froh, dass es wieder Wachstum gab.

Das Gespräch führte Andres Hutter.

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