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Zur Pension des Erzbischofs Das zweifelhafte Erbe des Wolfgang Haas

Der streitbare Erzbischof von Vaduz hat zeit seines Amtes polarisiert. Am 7. August wird er 75 Jahre alt und geht in Rente. Ein Blick zurück.

Diese Nachricht löste sofort Proteste aus: 1988 wurde bekannt, dass Wolfgang Haas Bischof von Chur werden soll. Daraufhin protestierten Gläubige mit Transparenten. Auf einem stand «Wolf gang!», auf einem anderen «Bisch off».

Demonstrierende sagten, sie wollten mehr Demokratie in der römisch-katholischen Kirche oder mehr Rechte für Frauen.

Hunderte Menschen demonstrieren und tragen Plakate gegen Wolfgang Haas vor sich her.
Legende: Seit Anbeginn umstritten: Demonstration gegen Bischof Wolfgang Haas am 17. Juni 1990 in Chur. KEYSTONE / ARCHIVE

Angefangen hatte alles damit, dass Papst Johannes Paul II. Wolfgang Haas zum Weihbischof mit «Nachfolgerecht» ernannte. Was harmlos klingt, war eine päpstliche Kampfansage ans Bistum Chur. Denn dieses verfügt über ein verbrieftes Mitspracherecht bei der Wahl seines Bischofs. Genau das hatte der mittlerweile heiliggesprochene Papst ausgehebelt.

Auf beiden Ohren taub

Trotz heftiger Proteste wurde Haas Bischof – und machte sich daran, seine erzkonservativen Ansichten durchzusetzen. Auf Wünsche der Kirchenbasis – etwa für mehr Rechte für Frauen, für Mitbestimmung oder einen stärkeren Einbezug von Laien – ging Haas nicht ein.

Seinen Kritikerinnen und Kritikern antwortete der Bischof in einem Interview mit SRF im Jahr 1990: «Es wird sicherlich einige Mühe kosten, diese Menschen zu gewinnen – wenn es überhaupt gelingen soll. Aber ich vertraue dabei fest auf die Gnade Gottes.»

Donnerschlag aus dem Vatikan

Es gelang Haas nicht, das Vertrauen zu gewinnen. Im Gegenteil: Es entwickelte sich ein heftiger Bistumsstreit, auf dessen Höhepunkt sich Zürcher Katholikinnen und Katholiken weigerten, Gelder aus der Kirchensteuer nach Chur zu überweisen.

Ein alter Mann mit Mitra auf dem Kopf und grünem Priestergewand umarmt einen anderen älteren Mann, ebenfalls in Grün.
Legende: Konservative Kirchenmänner unter sich: Johannes Paul II. mit Wolfgang Haas 1995 im Petersdom. Der Papst hatte Haas zum Weihbischof mit «Nachfolgerecht» ernannt. KEYSTONE/AP Photo/Massimo Sambucetti

1997 folgte dann aus Rom der Donnerschlag: Haas musste gehen. Damit der Papst und sein Bischof ihr Gesicht nicht ganz verloren, wurde Haas formal befördert – ins Erzbistum Vaduz, das man freilich erst erschaffen musste.

Erzbischof wider den Zeitgeist

Der Streit verlagerte sich nun ins Fürstentum, obschon der Erzbischof beteuerte, er wolle ein Herz-Bischof sein. Doch das war er nie. Anfänglich ging Wolfgang Haas noch unter die Leute, etwa wenn er am liechtensteinischen Staatsfeiertag auf der Schlosswiese die Feldmesse hielt.

2011 führte Liechtenstein gleichgeschlechtliche Partnerschaften ein. Haas war strikt dagegen. Von da an blieb er der Feldmesse am Staatsfeiertag fern. Er kapselte sich ab, in einer immer kleiner werdenden Welt.

Geld als «Dämon»

Trotzdem hatte er wie schon in Chur auch in Liechtenstein Anhängerinnen und Anhänger. Viele waren es nie. Aber sie schätzten es, dass sich der in prunkvolle Gewänder gekleidete Erzbischof gegen den Zeitgeist stemmte.

Rücktritt am 7. August

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In der römisch-katholischen Kirche gehen Bischöfe mit 75 Jahren in den Ruhestand. Bei Wolfgang Haas wird es am 7. August so weit sein; dann muss er dem Papst seinen Rücktritt anbieten und in den Ruhestand treten.

Zum Beispiel in einer Predigt 2010, auf dem Höhepunkt der Liechtensteiner Finanzaffäre: «Alles Gott zur Ehre, alles Gott zuliebe. Bitte nicht: alles dem Mammon zur Ehre und alles dem Mammon zuliebe, also alles diesem Götzen und Dämon zur Ehre.»

Ein Mann in rotem Samtgewand übergibt einem bebrillten Mann eine gold-glänzende Mitra und einen geschwungenen Stab.
Legende: Der Apostolische Nuntius Oriano Quilici übergibt 1997 Wolfgang Haas Mitra und Stab und vollzieht somit die feierliche Einsetzung des Erzbischofs in der Vaduzer Kathedrale. KEYSTONE/ARNO BALZARINI

Haas bezeichnete das Geld als «Götzen» und «Dämon». Im Land der vielen Banken, Stiftungen und Treuhandgesellschaften war diese Predigt ein starkes Stück.

Eine zweifelhafte Hinterlassenschaft

Noch stärker in Erinnerung wird aber seine Personalpolitik bleiben. Liechtenstein hat nur zehn Pfarreien. Doch Haas hat Dutzende Priester eingesetzt oder geweiht. Oft fielen sie wegen erzkonservativer Ansichten auf. Bei einem von Haas berufenen Pfarrer fanden die Behörden Hitlers «Mein Kampf» und Kinderpornografie.

Viele dieser Priester werden auch nach Haas' Pensionierung aktiv bleiben. Sie sind seine eigentliche Hinterlassenschaft.

Radio SRF 4 News, Echo der Zeit, 30.07.2023, 18:00 Uhr

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