Offiziell ereigneten sich auf der Gotthard-Baustelle 580 schwere Unfälle, 199 endeten tödlich. Wie man heute weiss, liegt die Dunkelziffer weitaus höher: In der Statistik erschienen nur diejenigen Opfer, die auch tatsächlich im Tunnel gestorben sind.
«Dieses Unglück war Zufall»
Hunderte Arbeiter starben jedoch erst später an den Folgen ihrer Verletzungen, Vergiftungen oder an Mangelernährung. Weder der leitende Ingenieur noch die Bauleitung übernahmen dafür die Verantwortung.
Stattdessen wurden die Arbeiter oft selbst beschuldigt oder in den Protokollen stand wortwörtlich: «Dieses Unglück war Zufall.» Schätzungen zufolge forderte der Tunnelbau weit über 1000 Menschenleben.
Hohes Risiko, wenig Schutz
Explosionen, Steinschläge und Zusammenstösse mit den Rollwagen waren die drei häufigsten Unfallursachen. Eine hohe Opferzahl forderte auch die Staublunge.
Bei Todesfällen wurden die hinterbliebenen Ehefrauen, Kinder und Verwandten in der Heimat der Mineure über die Todesursache oft im Dunkeln gelassen.
Der Tod ist immer präsent
Kamen beim Bau des ersten Gotthard-Eisenbahntunnels im 19. Jahrhundert noch 199 Mineure ums Leben – 13,3 Opfer pro Tunnelkilometer – waren es beim Gotthard-Strassentunnel vor gut 30 Jahren noch 19 Tunnelarbeiter.
Beim neuen Gotthard-Basistunnel, ein Röhrensystem von 152 Kilometern Länge, verloren neun Tunnelbauer ihr Leben. SRF DOK hat die neun Verunglückten in einem Schwerpunkt gewürdigt.
Die Verunglückten kamen, wie schon beim Gotthard-Strassentunnel, allesamt aus dem Ausland. Ihre Namen sind in einer Erinnerungstafel eingraviert, die Ende Mai, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Bahntunnels, im engsten Kreis von Angehörigen und Vertretern der Baufirmen vor dem Nordportal in Erstfeld eingeweiht wurde.