Worum geht's?
Der beste Schachspieler ist ein Computer. Der beste Go-Spieler auch. Nur Poker galt unter den Spielen bisher als letzte menschliche Bastion. Denn: Gute Pokerspieler erfahren durch die Spielweise des Gegenübers viel über seine Denkweise und vielleicht auch über seine Karten. Beim Poker ist Intuition und die Fähigkeit zu bluffen gefragt. Also scheinbar ungeeignet für Computer.
Die von der Carnegie Mellon University entwickelte Software Liberatus trat nun gegen vier Poker-Profis an. 20 Tage dauerte das Spiel. Die Software musste täglich in einzelnen Sessions bis zu 10 Stunden gegen die Profis antreten. Damit der Faktor Glück keine Rolle spielt, wurden über 100'000 Hände gespielt.
Liberatus lag bereits zwei Tage vor Spielende mit 1,7 Millionen Dollar in Führung – uneinholbar für die menschlichen Pokerspieler.
Warum ist's interessant?
Für die künstliche Intelligenz ist das ein Meilenstein. Bei Texas Hold’em hält der Spieler für den Gegner unbekannte Karten. Es gibt also eine Lücke, Informationen fehlen. Bisher eine fatale Ausgangslage für Computer.
Der Sieg beim Pokern beweist jetzt aber: Künstliche Intelligenz ist nun in der Lage ohne vollständige Informationen, erfolgreich Entscheidungen zu fällen, sogar zu bluffen, wenn die definitive Lösung nicht bekannt ist.
Der Institutsleiter der Carnegie Mellon University, die Liberatus entwickelt hat, kann sich viele Einsatzmöglichkeiten für die Software vorstellen: Smartphones, die Verhandlungen führen oder den besten Preis beim Autokauf aushandeln. Aber auch Verwendungsmöglichkeiten in der Medizin oder der Politik sind denkbar.
Der Mensch ist ständig in Situationen, in denen er nicht über vollständige Informationen verfügt. Liberatus unterstützt den Schritt hin zur programmierten Intuition und weg vom rein menschlichen Gespür.