Albumtipp
Auf die Plätze, fertig, los: Wenn der erste Album-Release des Jahres ein Omen für das neue Musikjahr ist, steht uns ein ausgezeichnetes 2024 bevor. Die irische Band «SPRINTS» hat gerade ihr Debütalbum «Letter to Self» veröffentlicht. Schon vor dem ersten Tonträger in Albumlänge wuchs die Fanbase der vier Newcomer aus Dublin stetig an. Nun weiss man: der Hype ist berechtigt. «Wir versuchten, das Album wie eine Panikattacke zu arrangieren», erzählt Sängerin Karla Chubb . Die Drums werden immer schneller, wie der ansteigende Puls, Atemnot bis zum explosiven Tiefpunkt, dann abschwellende Panik und die Realisation, dass man noch lebt – «Letter to Self» ist ein hervorragendes Album einer Band, die in den Startlöchern für mehr steht. (Lea Inderbitzin)
Literaturtipp
Die Liebe und das Klima: Nun hat auch der Franzose Philippe Djian einen Klimaroman geschrieben . Wer jetzt gähnt und denkt, muss das sein, täuscht sich. Der Franzose meistert dieses Genre souverän. Hauptprotagonist Greg arbeitet in einer Firma, die Pestizide herstellt. Doch diese gerät in Verdacht, Berichte zu fälschen und damit Leben zu gefährden. Als ein Mensch stirbt und sich Greg in Vera, eine Klimaaktivistin verliebt, verändert sich sein Leben schlagartig. Philippe Djian schreibt mit viel Suspense und verschränkt raffiniert private mit globaler Krise. Denn Gregs Liebe zu Vera hat ihre Tücken. (Annette König)
Filmtipp
Tanzen gegen das Leid: Die Regisseurin Noora Niasari flüchtete als Kind von Iran nach Australien und lebte zeitweise in einem Frauenhaus. Diese Erlebnisse hat sie nun zu ihrem Spielfilmdebüt verarbeitet . Die beklemmende Situation, in der sich Hauptfigur Shayda befindet, wird eindrücklich durch die vielen Close-ups unterstützt, die aber auch etwas anderes zeigen: das spektakuläre Schauspiel der Protagonistinnen. Von Zar Amir Ebrahimi (die ebenfalls im Exil lebt), aber auch der erst 7-jährigen Selina Zahednia. Der Film «Shayda» zeigt, dass neben Leid auch Hoffnung existieren kann. (Ann Mayer)
Konzerttipp
Musik von morgen: Alle zwei Jahre tanzt der Jazz-Bär quer durch die Schweiz: Das Festival Suisse Diagonales Jazz schickt zehn Bands durch zahlreiche Clubs von Genf über Liestal bis Lugano. Wer die Musik von morgen aus allen vier Sprachregionen kennenlernen will, wird mit diesem Programm perfekt bedient. Nach der Eröffnung in Lausanne macht das witzig-wortverliebte Duo Bureau Bureau im Jazzclub Moods den Auftakt. (Jodok Hess)
Bühnentipp
Shakespeare weitergedacht: Das Theater St. Gallen setzt konsequent auf Inklusion und Diversität, so auch bei seiner jüngsten Produktion: Shakespeares «Sturm» entstand in Koproduktion mit dem Komiktheater – einem Theater für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Unter der Regie von Michel Schröder werden gezielt Themen wie Männlichkeitsbilder und das Patriarchat, symbolisiert durch Prospero, herausgegriffen und spielerisch erforscht. Auch die Frage, was man selbst auf die einsame Insel mitnehmen würde. Eine prächtige Mélange aus direkter Ansprache und Träumen mit Shakespeare. (Andreas Klaeui)