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Kulturtipps der Woche Nebel, Täuschung und Verwandlung – sechs Tipps zum Augenreiben

Ein Kunstmuseum, das sich verhängt, irre Textilien und ein komplett verrücktes Konzertwochenende.

Konzerttipp

Eine Gruppe von Menschen in Kostümen und teils mit buntem Kopfschmuck.
Legende: Das Tanzkollektiv «Ouinch Ouinch» ist mit dabei am Festival «Usinesonore». Instagram / Ouinch Ouinch

Ein Wochenende, drei Musikfestivals: Das «Usinesonore Festival» in La Neuveville verbindet Musik und Geselligkeit: Die kleine mittelalterliche Stadt brodelt förmlich – vom «Handwerkerkonzert», über Elektro-Dancefloor und «KompostKlangKüche» bis zur Hommage an Mani Matter mit Stephan Eicher. Am «NŒISE» im Thurgau kann man sich derweil auf «Whale Watching» begeben: Ein Musikensemble und eine Bühnencrew laden spielerisch-klanglich zu multimedialen Walbeobachtungen. Wie Bäume, Gras oder knarrende Kronleuchter klingen und «Was die Linden flüstern» erlebt man am SoundArt-Festival in Luzern. Es bespielt Villa und Park des Dreilindenareals mit Klangaktionen und Performances. Ein komplett verrücktes Konzertwochenende. (Gabrielle Weber)

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Das «Usinesonore Festival» findet vom 1. bis 8. Juni in La Neuveville am Bielersee statt.

Die Konzertreihe «NŒISE» kann vom 1. bis 2. Juni in Winterthur an verschiedenen Orten im Kanton Thurgau erlebt werden.

Das Sound-Festival «Was die Linden flüstern» lädt vom 30. Mai bis 2. Juni auf Dreilinden Luzern ein.

Filmtipp

Eine Frau im Kleid und mit Kette vor leuchtendem Hintergrund.
Legende: Siran Riak als «Julia»: Mit «Goodbye Julia» hat es zum ersten Mal ein Film aus dem Sudan ins offizielle Programm von Cannes geschafft. trigon-film

Vom Sudan nach Cannes ins Kino: Eine Nordsudanesin stellt eine Haushälterin aus ärmlichen Verhältnissen ein – nicht, weil sie Hilfe benötigte, sondern weil sie dafür mitverantwortlich ist, dass die Frau zur Witwe wurde. Die Hausherrin beruhigt ihr schlechtes Gewissen, indem sie der Südsudanesin und ihrem kleinen Sohn ein möglichst sorgenfreies Leben ermöglicht und ihr eine Freundin ist. Was nur gut gehen kann, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Ein hoch spannendes Melodram über Vertrauensfragen – aus einem Karthum, als es noch kein Kriegsgebiet war. (Georges Wyrsch)

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«Goodbye Julia» ist seit dem 23. Mai in den Deutschschweizer Kinos zu sehen.

Ausstellungstipp

Ein Stickbild mit einer Person, darüber Text.
Legende: Gestickt oder gemalt? Nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint – wie in dieser Wollwirkerei aus dem 16. Jahrhundert. Abegg-Stiftung / Christoph von Viràg

Irre Textilien: Die Malerei täuscht schon lange mit der «Trompe-l’oeil»-Technik das Auge. Nun zeigt die Abegg-Stiftung, dass auch Textilien die Technik der Täuschung beherrschen. Die Exponate aus dem 4. bis 17. Jahrhundert verdeutlichen, wie gekonnt Weberei, Wirkerei und Stickerei beim Imitieren vorgehen. So lässt sich ein Stickbild aus der Distanz kaum von einem gemalten Blumenstillleben unterscheiden und der Engelsmantel in einer gewirkten Tapisserie sieht zwar aus wie Samt, ist aber aus Wolle und Seide. Somit wird die Ausstellung zu einem unterhaltsamen Augenöffner. (Gisela Feuz)

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«Augentäuschung – Textile Effekte und ihre Imitation» ist zu sehen bis zum 10. November 24 in der Abegg-Stiftung, Riggisberg.

Albumtipp

Der Kopf einer Frau in verschiedene Richtungen gedreht.
Legende: Stimmlich vertraut und geheimnisvoll zugleich: Beth Gibbons ist sowohl als Solokünstlerin als auch aus der Band «Portishead» bekannt. Domino Records

Intim und intensiv: Sie ist zurück: Ganze 16 Jahre nach dem letzten Portishead-Album gibt es Beth Gibbons' singuläre Stimme endlich wieder auf Albumlänge zu hören. Ihr neues Soloalbum «Lives Outgrown» zeigt die Musikikone so intim, eindringlich und eindrücklich wie eh und je – aber auch ganz weit weg vom Trip-Hop der 90er-Jahre. (Luca Bruno)

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Beth Gibbons: «Lives Outgrown». Domino Records. 2024.

Kunsttipp

Eine Plastik in einem Garten wird von Rauch umhüllt.
Legende: Für ihre Sommerausstellung 2024 hüllt sich die Fondation Beyeler in Nebel. ProLitteris, Zürich / Mark Niedermann

Verheissungsvoll verhangen: Nebelschwaden wabern durch den Museumspark – kein Wetterphänomen, sondern ein Sinnbild für die neue Sommerausstellung in der sich alles ständig neu formt. Ungewöhnlich: Täglich werden die Werke neu kombiniert. Hintersinnige Hängungen sorgen für überraschende Blicke, wenn sich etwa Gerhard Richters Wolken in Monets Seerosenteichen spiegeln oder eine Giacometti-Figur ein Gemälde von Francis Bacon betrachtet. Eine Ausstellung, die Kunst als Prozess erlebbar macht. (Irene Grüter)

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Die Sommerausstellung «Dance with Demons» in der Fondation Beyeler in Riehen läuft bis zum 11. August.

Literaturtipp

Menopause und Motelzimmer: Der neue Roman der Vielfach-Künstlerin Miranda July besticht in seiner Intimität. Eine 45-jährige Frau macht Pause von Mann und Kind, möchte von Los Angeles nach New York fahren und strandet bereits nach wenigen Kilometern. Sie mietet ein Motelzimmer, stürzt sich in eine sexlose Affäre mit einem jüngeren Mann, beschreibt ihre Ängste vor dem Älterwerden. Der Roman ist eine Coming-of-Age-Geschichte über eine Frau am Übergang zur zweiten Hälfte ihres Lebens. Ein äusserst lesenswertes, anregendes Buch. (Jennifer Khakshouri)

Buchhinweis

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Miranda July: «Auf allen vieren», Kiepenheuer & Witsch, 2024.

Entdecken Sie weitere Kultur-Trouvaillen

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 22.05.2024, 7:06 Uhr. ; 

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