Als Händler, Sammler und Museumsgründer gehörte Beyeler weit über die Landesgrenzen hinaus zu den wichtigen Figuren der Kunstwelt. Das Bilderlager des Galeristen war legendär: Darin fanden sich Werke von Picasso, Matisse, Klee, Bacon oder Rauschenberg. Doch die Anfänge des später legendären Galeristen waren bescheidener.
Anfänge im Antiquariat
Der am 16. Juli 1921 geborene Beyeler machte eine kaufmännische Ausbildung und studierte Ökonomie sowie Kunstgeschichte an der Universität Basel. Während des Studiums arbeitete er ausserdem in einem Basler Antiquariat.
Im Jahr 1945 übernahm er das Antiquariat seines Vorgängers an der Basler Bäumleingasse und machte daraus die später legendäre Galerie Beyeler. Wo zuerst alles voller Bücher und Gestelle war, wurde nach und nach mehr Raum für Kunst geschaffen. Bis schliesslich nur noch Ausstellungsräume blieben.
Ausstellungen: Beyelers Paradedisziplin
Bald spezialisierte sich der junge Kunsthändler: auf die heute grossen Namen, auf abstrakte Kunst und Kubismus. Rund 16’000 Kunstwerke soll er gehandelt haben.
Ausserdem war er einer der Gründer der Kunstmesse Art Basel. Diese war mit dem Kunstmarkt Köln eine der ersten Kunstmessen überhaupt. Beyelers Galerie- Ausstellungen waren berühmt. Ausstellen war seine Paradedisziplin.
«Es ist ähnlich wie mit der Musik: Man kann Spannung erzeugen, um dem Wesen und dem Werk des Künstlers gerecht zu werden», sagte Beyeler im hohen Alter im hohen Alter gegenüber SRF. Picasso liess ihn als einzigen Kunsthändler frei aus seinem Bilderlager wählen. .
Nur Qualität landete bei Beyeler
Nach vielen Ausstellungen in der Galerie kamen Ende der 1990er-Jahre die im eigenen Museum dazu. 1997 eröffnete die Fondation Beyeler – das heute besucherstärkste Museum der Schweiz. Zu sehen sind hier spektakuläre Sonderausstellungen und die Privatsammlung der Beyelers.
Bildergalerie
Zum Sammler wurde der Kunsthändler fast durch Zufall. Was sich nicht verkaufen liess, landete in der Sammlung. Darunter ein Werk von Monets Seerosen-Bildern oder eines der ersten abstrakten Bilder überhaupt: Kandinskys Improvisation 10. Beyelers Auge war legendär. Er erkannte zentrale Werke, die sich später als Meisterwerke herausstellten.
«Viele Leute haben vielleicht einen besseren Geschäftssinn und können besser verkaufen. Ich war kein so tüchtiger Geschäftsmann und musste mich mehr auf die Qualität verlassen», sagte er.
Ein Kunsthändler mit Understatement
Ernst Beyeler war ein Kunsthändler mit viel Understatement. Seine Qualität lag auch darin, Menschen zu verstehen. Ein Beispiel: Das berühmte New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) versuchte lange vergeblich, von Picasso eine Skulptur zu erhalten. Viele Prominente hatten bereits vermittelt – ohne Erfolg.
Der damalige MoMA-Direktor erzählte Ernst Beyeler davon. Dieser kam mit der zündenden Idee eines Tauschhandels: «Wenn du bereit bist, zum Beispiel einen van Gogh zu tauschen, könnte man Picasso in Bewegung setzen», riet Beyeler.
Es war dann kein van Gogh, sondern ein Cézanne. Und Picasso schenkte die Skulptur am Ende dem MoMA. Der Künstler wollte sehen, was er den Experten wert war. Ernst Beyeler hat das verstanden. So wie er Kunst verstand: intuitiv.