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100 Jahre FKK Die nackte Wahrheit über die Naturisten

Eine Ausstellung in Marseille feiert den 100. Geburtstag der Freikörperbewegung. Da geht es nicht nur ums Nacktsein.

Die Ausstellung im Mucem (Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers) in Marseille zeigt 600 Fotografien, Filme, Zeitschriften, Gemälde, Skulpturen und andere Kunstwerke aus FKK-Gemeinschaften sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Frankreich und der Schweiz.

Für Aufregung sorgen seit Eröffnung von «Paradis naturistes» im Mai dieses Jahres aber nicht nur die ausgestellten Objekte und Bilder. Schlagzeilen machte vor allem der Umstand, dass Besuchende sich die Ausstellung einmal im Monat unbekleidet anschauen dürfen. Diese Besuche werden jeweils abends durchgeführt, wenn das Museum geschlossen ist.

Die Schönheit des Unperfekten

«Ich finde diese Freiheit fantastisch und ganz besonders, sie mit anderen Menschen zu teilen und nicht beurteilt zu werden», sagt Michèle, eine junge Französin. Freikörperkultur ist traditionell vor allem in Deutschland verbreitet – in Frankreich etwas weniger. Aber über die Jahre wurde Südfrankreich zu einem Mekka der Freikörperkultur. Vor allem für Touristen.

Auch Jérôme Jolibois, ein Besucher aus Brüssel, findet es wichtig, dass sich endlich eine Institution für die Lebensphilosophie des Naturismus interessiere. Denn sie stehe für ein Denken, das den Körper so akzeptiere, wie er sei. Das sei umso wichtiger, «weil in Zeiten von Social Media und Photoshop fast nur noch perfekte Körper gezeigt werden.»

Ein grosser Quaderbau, blau beleuchet.
Legende: Nah am Wasser gebaut: In diesem Museum in Marseille versammeln sich einmal im Monat die Naturisten – wenn die Nacht einfällt. Keystone / CLAUDE PARIS

Die Ausstellung solle zeigen, dass der Naturismus mehr sei als «nur» Nacktheit, sagt Bernard Andrieu, der Kurator von «Paradies des Naturismus». Wenn man sich nackt ausziehe, mache man andere soziale Erfahrungen. Dazu komme «die Dimension der freien Natur und jene der Ernährung und die Kritik an der Industrialisierung und der industriellen Nahrung.»

Nahaufnahmen vom Neuenburgersee

Am Mucem in Marseille ausgestellt ist auch ein Foto des Schweizer Fotografen Michael von Graffenried, der mit dokumentarischen Arbeiten über den algerischen Bürgerkrieg in oder die Berner Drogenszene bekannt geworden ist. Von Graffenried hat während zehn Jahren eine Naturisten-Gemeinschaft in Neuenburg fotografiert.

Nackt, selbstverständlich. «Am Neuenburgersee kann ich nicht angezogen die Leute fotografieren», lacht von Graffenried. «Ich passe mich immer an!»

Ausstellungshinweis

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«Paradis naturistes» ist noch bis zum 9. Dezember 2024 am Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (Mucem) in Marseille zu sehen.

SRF 1, Tageschau, 21.10.2024, 19:30 Uhr ; 

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