Das Wichtigste in Kürze
- Der grosse amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright wurde am 8. Juni 1867 in Wisconsin geboren.
- Wright hat die organische Architektur erfunden, die Häuser nahtlos in die Landschaft eingefügt.
- Zu Wrights berühmtesten Bauten gehören das Guggenheim-Museum in New York und das Haus über dem Wasserfall: «Fallingwater».
Kleiner Dandy ganz gross
Der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright war eher klein gewachsen. Doch sein Selbstbewusstsein war gross. Sehr gross sogar.
Zwei Jahre vor seinem Tod 1957 meinte er in einem Fernseh-Interview: «Wenn ich noch 15 Jahre zu arbeiten hätte, könnte ich dieses Land wieder aufbauen und die Nation ändern.»
Schliesslich habe er jetzt die Erfahrung mit dem Bau von 769 Gebäuden, so dass er neue Projekte bloss aus dem Ärmel schütteln könnte, argumentierte der elegant gekleidete Wright selbstbewusst.
Wright legte offenbar Wert auf ein dandyhaftes Äusseres: Stets trat er in schickem Anzug mit seidenem Schal und breitkrempigem Hut auf.
Er hasste die Grossstadt
Doch was meinte er mit dem Wiederaufbau des Landes? Wright hasste die Grossstadt abgrundtief. Bereits als er als junger Mann nach Chicago kam. In seinem Tagebuch hielt er fest, wie sehr er die Grossstadt verabscheute. Besonders widerwärtig fand er New York.
Ausgerechnet New York. Dieser «bösartige Wucherung» – so nannte Wright New York – hatte er ein architektonisches Wahrzeichen geschenkt: das Guggenheim-Museum. Dieser einmalige Bau war quasi sein Alterswerk.
Mit dem Guggenheim gegen den Strom
Das Guggenheim-Museum schraubt sich wie eine Spirale aus dem Boden empor. Es zeigt, was Frank Lloyd Wright ein Berufsleben lang wichtig war: die organische Architektur. Eine Architektur, die dem Menschen den Bezug zur Natur, zum Boden, zur Landschaft spüren lässt. Bauwerke, die sich in die natürliche Umwelt eingliedern.
Beim Guggenheim-Museum hat sich Wright gleichsam neu erfunden. Er hat den Bezug zum Boden abstrahiert und mit der Spirale einen organischen Prozess dargestellt.
Als die coolen Baumaterialien wie Stahl, Glas und Beton ihren Siegeszug feierten, geriet Wright mit seiner organischen Architektur immer wieder ins Schussfeld der Kritik.
Wohnglück für die amerikanische Kleinfamilie
Wrights eigentliches Ideal war die usonische Gesellschaft. In deren Zentrum stand das Wohnglück für die amerikanische Kleinfamilie.
In Usonia sollte jeder Bürger ein 4000 Quadratmeter grosses Stück Land erhalten. Darauf sollten sie für wenig Geld ein einfaches, auf die Landschaft bezogenes Haus bauen.
Autos und Strassen als Selbstverständlichkeit
In «Usonia» hatte die kompakte und dichte Stadt nichts zu suchen. Seinen Gegenentwurf zur Stadt nannte Wright «Broadacre City». Jeder Bürger brauchte hier ein Auto und ein schönes Strassennetz. Das war für Wright eine Selbstverständlichkeit.
Wright entwarf ab 1936, also während der Wirtschaftskrise, 50 Usonia-Häuser. Diese funktionierten im Prinzip immer gleich: Sie waren einstöckig, L-förmig und hatten einen offenen Küchen- und Wohnbereich.
Der Zugang zum Aussenraum – und somit zur Natur und zur Landschaft – war dabei zentral. Die Häuser sollten sich nahtlos und harmonisch in die Landschaft einfügen.
Die Philosophie: kein schöner Ausblick
Im Haus «Fallingwater» in Pennsylvania hat Wright seine Philosophie der organischen Architektur auf die Spitze getrieben. Dieses Ferienhaus hat er – gegen den Willen des Bauherrn – direkt über einem Wasserfall platziert.
Das heisst: Die Bewohner haben nicht den schönen Blick auf den Wasserfall, sondern sind selbst Teil des Naturspektakels. Immerhin: «Fallingwater» soll weltweit das meistfotografierte Privathaus sein.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 8. Juni 2017, 8.20 Uhr.