Die Bieler Fototage widmen sich dieses Jahr dem Thema «Flood», Überflutung: Wie wir in der realen und virtuellen Welt überflutet werden – mit Konsumgütern, Daten oder Werbung.
Die Welt wird immer lauter und immer voller, attestiert Sarah Girard, die Direktorin der Fototage. «Heute sind wir alle in diesem Flow von Informationen, von Daten, von Fake News. Ich fand es interessant, diese Flut in Frage zu stellen.»
Instagram-Bilder aus dem sozialen Drucker
Täglich nehmen wir unzählige Bilder mit unseren Smartphones auf. Wenn diese nicht mehr in den Tiefen des Internets verschwinden, sondern auf Papier ausgedruckt werden, bekommt das Wort Bilderflut eine ganz andere Bedeutung. Das wird bei der Arbeit des Schweizer Fotokünstlers Romain Roucoules deutlich.
Er hat zwei «Social Printer» im Ausstellungsraum installiert. «Die drucken direkt Fotos, die wir in den Netzwerken teilen. Diese Akkumulation materialisiert sich im Raum», so Girard. Der Raum soll am Ende der Ausstellungszeit mit ausgedruckten Fotos überflutet sein.
Die Aleppo-Seife
Andere Arbeiten im Photoforum Pasquart drücken einem die Flut nicht so aufdringlich auf die Nase. Etwa die Arbeit des Franzosen Emmanuel Tussore, der aus Seifenblöcken Miniaturen von zerstörten Häusern aus Aleppo geschnitzt hat.
Diese hat er mit der Kamera in hochaufgelösten Bildern festgehalten. Dadurch wird die Aleppo-Seife zum Symbol für eine brutale, zerstörerische Macht.
Treffpunkt für Profis und Amateure
Die beiden Arbeiten – der Digitaldrucker und die Seifen – stehen exemplarisch für den Spagat, der den Bieler Fototagen dieses Jahr gelingt: Es ist die gekonnte Mischung aus Künstlertreff und Publikumsfestival. Für Sarah Girard geht es um Austausch und Vermittlung.
«Es muss beides sein», sagt Girard. «Ein Platz, wo sich die Professionellen zeigen und miteinander diskutieren können. Aber wo auch das Publikum über die Fotografie nachdenken kann.»
Die neue Leitung setzt Akzente
Es ist die erste Edition, die Sarah Girard als Direktorin konzipiert hat. Sie setzt neue Akzente, indem sie die Fotografie mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen wie Performance, Musik und Literatur in einen Dialog bringt. Biel sei dafür geografisch gesehen ideal, sagt Girard.
«Ich komme aus Genf, habe aber in Basel studiert und war auch im Ausland. Für mich ist die nationale Diskussion sehr wichtig. Ich denke, dass Biel ein interessanter Treffpunkt sein kann.»
Die aufwendige Vorbereitung der Bieler Fototage über ein ganzes Jahr hinweg lohnt sich aus zwei Gründen: Einerseits, weil die ausgewählten Fotokünstlerinnen und -künstler mit ihren Arbeiten viel über unsere Gesellschaft sagen. Andererseits, weil die Fototage in Biel eine schöne Art sind, die «Idée suisse» hochzuhalten.