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Mai 68 in Bern – Kämpfer für die moderne Kunst
Aus Kulturplatz vom 28.05.2008.
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Kunst 68er-Kunst-Bewegung in Bern: Christo und die Avantgarde

1968 experimentierte ein junger Kurator in Bern mit Avantgarde-Kunst: Harald Szeemann lud Richard Serra, Joseph Beuys und weitere junge Künstler in die Kunsthalle, und er liess diese von Christo verpacken. Ein Gesamtkunstwerk, das sehr umstritten war – und seiner Zeit weit voraus.

Der bulgarische Künstler Christo Wladimirow Jawaschew – kurz Christo – gehört wohl zu den bekanntesten Kunstschaffenden überhaupt. Weniger bekannt ist, dass sein erstes Grossprojekt die Verhüllung der Kunsthalle Bern war.

Man schrieb das Jahr 1968. Der junge Harald Szeemann war damals Direktor der Kunsthalle und machte aus dieser ein Experimentierfeld für moderne Kunst. Mit seinen Ausstellungen «12 Environments» und «Live In Your Head: When Attitudes Become Form» konfrontierte er das Land mit neuen Kunstformen wie Installation, Land Art oder Happening.

Mythos und Tabubruch

Nahaufnahme von Szeemann.
Legende: Harald Szeemann war einer der wichtigsten Kuratoren seiner Zeit. Keystone

Viele der in Bern vertretenen Künstler wurden später bekannt: Richard Serra, Eva Hesse, Bruce Nauman oder Joseph Beuys. «Die Ausstellung ist zu einem Mythos geworden», erinnerte sich der inzwischen verstorbene Fotograf Balthasar Burkhard 2008 in der Sendung «Kulturplatz», dabei hätten die meisten Leute die Ausstellungen gar nicht gesehen.

Eine breitere Öffentlichkeit erfuhr von der Existenz der am Helvetiaplatz gelegenen Kunsthalle erst, als der US-amerikanische Künstler Michael Heizer den Asphalt vor dem Haus aufreissen liess und Boulevardblätter über die Aktion berichteten. Einen regelrechten Tabubruch beging der Berner Schriftsteller Peter Saam: Er verbrannte dort seine Armeeuniform.

Ein Misthaufen verhalf zum Durchbruch

Die Reaktionen waren heftig, sowohl publizistisch als auch physisch. Von «Schabernack», «Dekadenz» und gar von «entarteter Kunst» war die Rede. Als Unbekannte schliesslich einen Misthaufen vor die Kunsthalle kippten, verhalfen sie ungewollt einem der wichtigsten Ziele der modernen Kunst zum Durchbruch: Kunst greift ins Leben ein und das Leben in die Kunst.

Die Ausstellung reiste anschliessend nach Krefeld und zum Institute of Contemporary Arts in London. Und auch Harald Szeemanns Tage in Bern waren gezählt. Für die geplante Joseph-Beuys-Ausstellung verweigerte ihm die Kunsthalle die Unterstützung. Szeemann kündigte und schickte sich an, einer der wichtigsten europäischen Kuratoren seiner Zeit zu werden.

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