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70 Jahre Peanuts mit Charlie Brown
Aus Kultur-Aktualität vom 02.10.2020. Bild: Imago Images
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70 Jahre «Peanuts» Warum wir die «Peanuts» zum Fressen gern haben

Vor genau 70 Jahren erblickten die «Peanuts» das Licht der Welt. Was macht den Comic von Charles Schulz bis heute so erfolgreich?

Er ist die zentrale Figur der «Peanuts»: Charlie Brown, der depressive Junge mit dem gelb-schwarzen Shirt, dem grossen, beinahe kahlen Kopf und der Verlierer-Attitüde.

Egal, ob er Baseball spielt oder Drachen steigen lässt: Charlie Brown kriegt selten etwas auf die Reihe. Die vielen Misserfolge machen aus ihm einen, der permanent an sich zweifelt.

Ein Mann in einem Stuhl neben einem Zeichentisch.
Legende: Der Papa der «Peanuts»: Comiczeichner Charles Schulz drei Jahre vor seinem Tod. Keystone / JOHN BURGESS

Ein Antiheld für alle

Charlie Brown sei eine Karikatur des Durchschnittsmenschen. Er müsse leiden, sagte sein Erfinder und Zeichner Charles Schulz über seinen Antihelden. Denn die meisten von uns sind eher daran gewöhnt, zu verlieren als zu gewinnen.

Charlie hat es aber auch nicht leicht. Sein Hund Snoopy hat einen eigenen Charakter und ist gar nicht so recht auf sein Herrchen angewiesen. Lieber träumt er von einer Karriere als Schriftsteller.

Leiden unter Lucy

Von den Mädchen wird Charlie Brown gehänselt, vor allem von Lucy. Sie betätigt sich als Hobby-Psychiaterin und versucht, ihren kleinen Bruder Linus von seiner heiss geliebten Kuscheldecke zu entwöhnen.

Der sympathische Linus, übrigens die Lieblingsfigur von Zeichner Charles Schulz, kontert mit psychologischen Weisheiten und Bibelzitaten, wenn er fragt, wer von den anderen denn nicht jemanden oder etwas benötigt, das ihm hilft, die Tage zu meistern.

Einfach, aber tiefsinnig

Er liebe die Peanuts, weil sich unter dem vermeintlich simplen Zeichenstrich und den vermeintlich simplen kurzen Geschichten oft tiefe philosophische Gedanken verbergen, sagt Klaus Schikowksi, Programmleiter der Comic Abteilung beim Carlsen Verlag, wo das Gesamtwerk der «Peanuts» auf Deutsch erschienen ist.

Der simple Zeichenstrich, entstanden mit einer Feder und schwarzer Tusche, habe nichts an Attraktivität eingebüsst, sagt Klaus Schikowski. Charles Schulz habe es geschafft, mit seinem minimalistischen Stil nur das Notwendigste zu zeigen. Deshalb könnten die Leserinnen und Leser den Comic schnell erfassen.

Vom Leben gezeichnet

Das sei einer der Gründe für den grossen und lang anhaltenden Erfolg des Comics, glaubt Schikwoski. Schulz habe etwas Allgemeingültiges geschaffen. Er verhandle in seinem Comicstrip aus dem Leben gegriffene Themen der Erwachsenen anhand einer kleinen, schrulligen Gruppe von Kindern.

18’000 Folgen zeichnete Schulz, dann erkrankte er an Darmkrebs. Einen Tag nach seinem Tod vor 20 Jahren erschien der letzte Comicstrip. Und auch wenn Charlie Brown in all den Folgen so gut wie immer verliert, hegen wir doch eine grosse Sympathie für ihn.

Denn sind wir nicht alle auch ein bisschen wie er?

Sendung; Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 2.10.2020, 8:15 Uhr;

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