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Architektur in der Natur Tollkühne Baumhäuser, die uns staunen lassen

Wer wollte nicht schon einmal in einem Baumhaus leben oder sich dahin zurückziehen? Der deutsche Architekt Andreas Wenning macht diesen Traum möglich – auch in der Schweiz.

Wer seinen Traum von einer windschiefen Bretterbude in luftiger Höhe verwirklichen möchte, ist bei Andreas Wenning an der falschen Adresse. Den Traum einer schmucken Wohnung in den Bäumen hingegen: Dies verwirklicht seine Firma «Baumraum» in Bremen professionell und mit teils tollkühnen Konstruktionen.

Baumhaus als Holzquader, zwischen Bäumen, dahinter Weide mit Pferd.
Legende: Auf der Elbinsel Krautsand können die Gäste im Baumhaus-Hotel zwischen alten Weiden schlafen. Baumraum / Andreas Wenning

Ein Baumhaus muss nicht zwingend auf einem Baum montiert sein, erklärt Andreas Wenning: «Ich finde, ein Baumhaus sollte dem Erdboden entrückt sein. Es sollte also nicht am Boden sein. Es sollte mit dem Baum in Dialog treten, auf den Baum eingehen, aber nicht zwangsläufig konstruktiv mit dem Baum verbunden sein.»

Komfortzone in Baumkronen

Seine Baumhäuser reichen von individuellen Massanfertigungen bis hin zum mehrteiligen Baumhaushotel-Komplex. Sie sollen hohen Standards genügen und das Gefühl vermitteln, unter raschelndem Blattwerk zu schlafen. Selbst auf Fussbodenheizung, Pantry-Küche und Toilette muss nicht verzichtet werden.

Seine Hotelanlagen sind längst schon keine Baumhäuser mehr, sondern in der Nähe von Bäumen aufgestellte Stelzenbauten. Diese erinnern ein Forschungszentrum oder eine schwarz polierte, verglaste Wetterwarte.

Manches wiederum gleicht einem schicken Wochenendhaus mit Scheunenambiente: Zum Beispiel das Projekt im thurgauischen Halden, das neben Obstbäumen als Stelzenbau aufgestellt ist.

Bildergalerie

Um die Astgabel gegurtet

Eine der wichtigsten Fragen ist, welcher Baum überhaupt für eine Bebauung infrage kommt. Klassiker wie Eichen, Buchen, Linden und Laubbäume sind robust genug, ein mehrere Tonnen schweres Baumhaus zu tragen. Doch auch schnell wachsende Bäume wie Pappeln oder Birken, die eine geringere Lebenserwartung haben, sind mögliche Kandidaten.

Wenning setzt auf baumschonende Montageverfahren, die Rinde und Struktur weitestgehend schonen: «Wir arbeiten mit Gurtschlaufen: Das sind hochbelastbare Textil-Gurte, die über die Rinde an Astgabeln gelegt werden. Mit der Einschränkung, dass die Astgabel sich dafür eignen muss und die Lasten sich nicht zu stark in die Rinde pressen.»

Das Haus wächst mit

Dazu verwendet er speziell angefertigte Edelstahl-Bolzen, die wie Implantate in den Baum eingesetzt werden. Mit dieser baumchirurgischen Massnahme soll auch vermieden werden, dass Pilze oder Sporen in den Baum eindringen können.

So entsteht ein organisches Bauwerk, bei dem das Haus idealerweise mit dem Baum mitwächst.

Links kleines Häuschen aus dunkelbraunem Holz, versteckt in Tannenbäumen. Rechts hölzerne Brücke zum Häuschen.
Legende: Das Bâlvedere in Basel bietet einen Ausblick auf die Stadt. Über drei Treppen und zwei Zwischenpodeste gelangt man zum Haus und der oberen Terrasse. Baumraum / Andreas Wenning

Das Baumhaus der Zukunft

Wennings Baumhaus-Projekte der Zukunft verabschieden sich endgültig vom Kindertraum im heimischen Obstbaum und erklimmen schwindelerregende Dimensionen.

Ovalförmiges Häuschen auf Stelzen, orange beleuchtet. Links ein Baum. Im Innenraum sieht man einen Kamin, Vorhänge.
Legende: Das «Oval Office» des Betriebs «Waldfabrik» bietet einen Raum für besondere Meetings und Ruhemomente. Baumraum / Andreas Wenning

Neben ellipsenförmigen, weissen Gebilden, die auch als Raumstation durchgehen könnten, plant Wenning, rekordverdächtig zu bauen: «Es gibt wunderbare Fantasien. Natürlich spielt da ein grosser Mammut-Baum, eine Sequoia, eine zentrale Rolle. So ein Baumhaus wollen wir bauen. Wir sind an einem Projekt dran und gehen da auf 26 Meter rauf. Das wird womöglich das höchste Baumhaus Europas.»

Buchhinweis

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Andreas Wenning: «Baumhäuser». Dom Publishers, 2021.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 13.10.2021, 8:06 Uhr

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