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Art Basel: «Glacier Dreams» von Refik Anadol
Aus Tagesschau vom 15.06.2023.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 32 Sekunden.
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Art Basel 2023 Refik Anadol bringt die Gletscher zum Träumen

Ein Gletscher auf dem Basler Theaterplatz: Die Installation des türkisch-amerikanischen Künstlers und KI-Pioniers macht’s möglich.

Wer an der Art Basel kostenlos spektakuläre Kunst sehen will, geht zum Basler Theaterplatz. Dort, mitten in der Stadt, wurde bereits vor einigen Tagen ein Kunstwerk eröffnet, das für alle zu sehen ist. Gezeigt wird die Videoprojektion «Glacier Dreams»von Refik Anadol.

Der türkisch-amerikanische Künstler und KI-Pionier, der in Los Angeles lebt, gilt als Publikumsmagnet. Seine Arbeiten schafften es bereits ins MoMa in New York und an die Biennale in Venedig.

Gletscher aus Millionen von Bildern

Anadol ist ein Datenjongleur, der aus riesigen Datenmengen visuelle Spektakel produziert. Für «Glacier Dreams» hat er Millionen von Gletscherbildern zusammengetragen und sogar eigenhändig die grossen isländischen Gletscher dokumentiert.

Damit hat er eine von ihm programmierte künstliche Intelligenz gefüttert. Diese besteht aus einem Modell, das Anadol und ein Team aus Wissenschaftlerinnen, Grafikern und Programmierern kreiert haben. Dadurch lassen sich die Gletscherdaten über Algorithmen steuern.

So entstehen auf dem Theaterplatz immer wieder neue Landschaften, Formen und Muster. Sogar eine Geruchskomponente enthält das Werk. Diese wurde ebenfalls mithilfe einer KI erzeugt.

Menschen stehen im Dunkeln vor einem Gebäude, auf das ein Gletscher projiziert wird
Legende: Im Dunkeln kommen die auf das Theater Basel projizierten «Glacier Dreams» von Refik Anadol besonders gut zur Geltung. Refik Anadol, Glacier Dreams, 2023, © Refik Anadol Studio

Mit seiner Projektion will Refik Anadol die verbleibenden Eisberge dokumentieren, auf den Klimawandel aufmerksam machen und ein unvergleichliches Erlebnis schaffen.

Kunst mit Algorithmus

Refik Anadol hat das Prinzip der visuellen Verpackung von grossen Datenmengen schon früher angewandt. So hat er für das Museum of Modern Art in New York dessen gesamte Sammlung von 140’000 Kunstwerken durch seinen Algorithmus gejagt. Die Maschine hat daraus neue Kunst geschaffen.

Mann mit Brille und schwarzem Hemd posiert mit verschränkten Armen vor einem Korallenbild
Legende: Der Meister der Maschinen: Refik posiert Anfang 2023 am WEF in Davos vor einem seiner von einer KI erzeugten Bilder. Für dieses Werk hat er den Algorithmus mit einer Milliarde Korallenfotos gefüttert. Keystone/(AP Photo/Markus Schreiber

Doch so visuell betörend seine Installationen auch sind: letztlich bleiben es Datenmengen, die durch Algorithmen in Animationen umgewandelt werden. Anadol nennt das Datenpigmentierung. Das Werk im MoMa bescherte ihm und dem Museum grosse Aufmerksamkeit. Dies schlug sich auch in seinem Instagram-Account nieder, der inzwischen 800'000 Follower hat.

Kann KI kreativ?

Die Künstliche Intelligenz bei Refik Anadol kreiert vor allem Muster, Farben und Formen. Gesteuert durch Daten, erzeugen sie ein System, das sich immer wieder verändert, neu kombiniert und unvorhersehbar ist.

Die KI imitiert also einen kreativen Prozess. Das ist eine Art Nachahmung von Erinnerung und Intelligenz. Trotzdem bleibt die Frage, ob eine KI wirklich eigenständig sein kann. Für Refik Anadol scheint die Antwort klar. Er spricht von einem denkenden Pinsel, der nicht vergisst.

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Archiv: Interview mit Refik Anadol am WEF
Aus 10 vor 10 vom 19.01.2023.
abspielen. Laufzeit 37 Sekunden.

Auch «Glacier Dreams», der Titel seines Basler Werks, ist bezeichnend. Damit wirft der Künstler die Frage auf, ob und wann Maschinen träumen können. Nicht alle Besuchenden auf dem Theaterplatz dürfte das gleichermassen kümmern. Manche geniessen vermutlich einfach die virtuelle Abkühlung.

Mehr Informationen zu «Glacier Dreams»

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Die Videoprojektion von Refik Anadol ist noch bis am 18.6. auf dem Theaterplatz Basel zu sehen.

SRF 1, Tagesschau, 15.06.2023, 19:30 Uhr

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