Zum Inhalt springen

Ausstellung im Kunsthaus Zug «Das hat mit Mode nichts mehr zu tun»

Kurze Haare, markante Brille und voluminöse, schwarze Kleidung: Die Erscheinung der 81-jährigen Designerin und Modeschöpferin Christa de Carouge ist unverkennbar. Sie folgt keinem Trend – höchstens ihrem eigenen.

Mantel an Mantel an Mantel, dazwischen ein Kleid, wieder Mäntel und noch mehr Kleider. Sie hängen an groben Baugerüsten oder liegen ausgebreitet auf dem Boden. Alle in Schwarz.

Nur in einem Raum finden sich einige wenige Farbtupfer: ein Mantel in Rot, ein mit Goldpailletten besetztes Stück, ein weisser Leinenkittel.

Architektur für den Körper

Es sind keine körperbetonten Entwürfe. Sie sind nicht auf die Figur geschnitten. Da ist viel Stoff.

Kritiker sagen, die Schnitte seien unvorteilhaft. Ihre Kleider zieht man nicht an, in ihren Kleidern wohnt man.

Dunkles Daheim

«Das habe ich in meinem kreativen Leben immer gesucht: Kleider zu bewohnen wie ein Zuhause», sagt die Modedesignerin Christa de Carouge selbst über ihre Entwürfe. «Das hat mit Mode nichts mehr zu tun. Ich bin befreit von Mode-Gags und Trends. Das ist doch alles Blödsinn. Ich bin in meinem Zuhause.»

Auch die Farbe Schwarz ist ein Zuhause für de Carouge. «Das Schwarz ist für mich der Schutz. Es ist eine beschützende Noblesse», sagt sie. Seit einem Vierteljahrhundert beschränkt sie sich darauf.

Ein Museumsraum: Auf dem Boden sind schwarze Kleider ausgebreitet.
Legende: Plissiert, gestanzt, mit Lederblüten versehen: Die schwarzen Stoffe von Christa de Carouge im Kunsmuseum in Zug. oliverbaer

Doch Schwarz ist nicht gleich Schwarz. Je nach Webtechnik, nach Verarbeitung der Kunststoffe – fast alle hochwertige Mikrofasern aus Japan – ergibt sich eine ganze Palette an Schwarztönen. Die Stoffe sind plissiert, gestanzt, mit kleinen Kunstlederblüten versehen oder werden mit anderen schwarzen Stoffen kombiniert.

Eine Frau trägt Schwarz und wird von hinten fotografiert.
Legende: Ihr Markenzeichen ist Schwarz, ihre fliessenden Gewänder sind weit bekannt: Modeschöpferin Christa de Carouge. Christian Lanz

Stoffe zum Anfassen

Die dreidimensionale Oberfläche der Textilien erlaubt ein Spiel mit Licht und Schatten, Hell und Dunkel. Die Kleider lassen sich wie bewegliche Bilder betrachten.

Man möchte diese Stoffe anfassen. Zum Glück ist das in einem Raum auch erlaubt, sogar hineinschlüpfen ist möglich. «Die Leute sollen kommen und mit meinen Kleidern spielen», sagt de Carouge. «Diese Anregung sollen sie dann nach Hause mitnehmen. Oder den nächsten Kleidereinkauf anders betrachten.»

Süchtig nach dem Stoff

Christa de Carouge will inspirieren. Das gelingt ihr auch mit dieser Ausstellung. Sie selbst wurde von der Kunst und der Architektur inspiriert. Allen voran von Le Corbusier.

Dann ist da noch der Ferne Osten: Japan. In einem Raum sind Dinge zu sehen, die sie von dort mitgebracht hat: Buddha-Statuen, eine Klangschale und ein Kimono aus dem Zen Buddhismus.

Wie getrieben hatte sie in den 1980er-Jahren den Stoff aufzutreiben versucht, der für diesen Kimono verwendet wurde. Christa de Carouge wollte selbst damit arbeiten.

«Während fünf Jahren habe ich recherchiert. Ich wollte den Stoff unbedingt finden», sagt sie. «Ich war immer an der Stoffmesse in Paris, habe gesucht, nie gefunden. Plötzlich entdeckte ich den Stoff der japanischen Zen-Buddhisten.»

Ruhe und Kraft auf der Haut

Zwei Jahre lang hat sie ihn nur angeschaut, bevor sie ihn zu einem Kimono à la Carouge verarbeitet hat. Er hängt dem Originalkimono gegenüber und wirkt sakral.

Ausstellungshinweis

Überhaupt haben ihre Entwürfe etwas Priesterliches, erinnern an das Habit von Mönchen und Nonnen, strahlen Ruhe und Kraft aus. Obwohl man vermutlich nie eine Kreation von De Carouge tragen wird, man verlässt die Ausstellung beglückt.

Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 20.11.2017, 7.20 Uhr

Meistgelesene Artikel