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Ausstellungsbesprechung: Camille Pissarro im Kunstmuseum Basel
Aus Kultur-Aktualität vom 03.09.2021. Bild: Archives Musée Camille-Pissarro, Pontoise
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Ausstellung in Basel Camille Pissarro – der zu Unrecht unbekannte Impressionist

Obwohl Camille Pissarro eigentlich der Wegbereiter seiner Kollegen Monet, Cézanne und Gauguin war, ist er kaum bekannt. Das Kunstmuseum Basel widmet dem Impressionisten nun eine grosse Ausstellung – und zeigt seine Werke im Dialog mit denen seiner Zeitgenossen.

Camille Pissarro malte meist Landschaften in sanften Farben. Fast immer zeigen sie Frauen und Männer bei der Feldarbeit: einfache Menschen. «Dieser Sinn für soziale Gerechtigkeit hat sein Leben enorm geprägt», sagt Josef Helfenstein, Direktor des Kunstmuseums Basel.

Helfenstein hat die Ausstellung kuratiert und dabei bewusst Pissarros Werke in einen Dialog mit 18 seiner Künstlerkollegen gestellt. Darunter Monet, Degas, Cézanne und Gauguin.

Bauern bei der Apfelernte
Legende: Camille Pissarro: «Cueillette de pommes», 1887/1888. © Dallas Museum of Art

So hängen zwei Kinderporträts nebeneinander – eines von Pissarro, das andere von Gaugin. Auch mit Cézanne teilte Pissarro ähnliche Sujets. Kein Wunder, denn die beiden Künstler und die Familien waren eng befreundet und fast Nachbarn in der Gegend von Pontoise, nicht weit von Paris.

Ein farbiger Heuhaufen von Claude Monet strahlt neben einem Heuschober von Pissarro. Da stellt sich die Frage, weshalb es Monet, Gaugin oder Cézanne zu so grossem Ruhm brachten, Pissarro aber eher unbekannt und arm blieb.

Bauern statt Bourgeoisie

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen habe Pissarro nicht das Leben der Bourgeoisie gemalt, sondern eigentlich immer die Bauern und Bäuerinnen in seiner unmittelbaren Umgebung. «Und die konnten ihm seine Kunst nicht abkaufen», erklärt Josef Helfenstein.

Ausserdem habe Camille Pissarro das Neue geliebt. Monet, Cézanne oder Degas, die seien ihrem Stil treu geblieben, sobald sich der Erfolg eingestellt hatte.

Pissarro aber wollte sich laufend weiterentwickeln und das habe ihm nicht gut getan. Sein Händler sei verzweifelt gewesen und sagte, sowas könne er nicht verkaufen, so Helfenstein.

Ein altruistischer Künstler

Camille Pissarro wählte also die Armut – und erneuerte ständig seine Sicht auf die Kunst. Er unterstützte junge Künstler, auch seine vier Söhne, die den Impressionismus weiterentwickelten. Damit prägte Pissarro den Neo-Impressionismus, während seine Künstlerfreunde und die Kunsthändler diesen neuen Stil noch ablehnten.

Eine grüne Landschaft
Legende: Camille Pissarro: «Le Champ de choux, Pontoise», 1873. Archivo fotografico Museo Thyssen

Andere unterstützen, sie mittragen und nicht nur an sich denken – auch deshalb sei Camille Pissarro immer im Schatten seiner erfolgreichen Freunde geblieben, sagt Josef Helfenstein: «Er war erstaunlich altruistisch. Das ist untypisch für Künstler, denn Künstler schauen vor allem für sich.»

Pissarro habe aber immer wieder andere und ausschliesslich jüngere Künstler wie Cézanne oder Monet gefördert und sich für sie eingesetzt. «Ohne Pissaro wäre die Impressionismus-Gruppe sehr rasch wieder zerfallen.»

Bis heute unterschätzt

Pissarro organisierte regelmässig Ausstellungen für seine Freunde ausserhalb der etablierten Salons. So verhalf er den Impressionisten zu Ansehen, während viele Kunsthändler noch die Nasen rümpften über den lockeren, schnellen und befreienden Pinselstrich der jungen Impressionisten-Bewegung.

Aber Pissarro war es gewohnt, der unangepasste Aussenseiter zu sein. Er lehnte alles Akademische ab, brachte sich das Malen selbst bei. Er war der einzige Jude unter den Impressionisten, und wurde deswegen auch von seinen einstigen Freunden Degas und Renoir abgelehnt. Camille Pissarro bleibt bis heute ein unterschätzter Künstler.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Camille Pissarro – Das Atelier der Moderne» ist vom 4.9.2021 bis zum 23.1.2022 im Neubau des Kunstmuseums Basel zu sehen.

Kultur aktuell, 3.9.2021, Radio SRF 2 Kultur, 17.20 Uhr

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