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Georg Aerni: Architekturfotograf und Künstler
Aus Kultur-Aktualität vom 22.06.2022.
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Ausstellung in Fotostiftung Bestechende Bilder zwischen Beton und Bäumen

Wo Architektur auf Natur trifft, findet der Schweizer Fotokünstler Georg Aerni seine Motive: Betonbauten im Hochgebirge oder Steintürme in der Landschaft Apuliens. Seinen einzigartigen Blick auf die Welt würdigt die Fotostiftung Schweiz in Winterthur mit der Retrospektive «Silent Transition».

Es ist nicht Architekturfotografie. Es ist nicht Landschaftsfotografie. «Ich wüsste nicht, was es ist, wenn es nicht Kunst wäre», sagt der Künstler Georg Aerni verschmitzt.

Tatsächlich erinnern seine Bilder an Gemälde oder künstlerisches Grafikdesign. Eine Wand in einem Steinbruch zum Beispiel, die aussieht wie gemalt. Oder eine Landschaft von Gewächshäusern in Südspanien, die wirkt, als wäre sie mit dem Lineal gezeichnet.

Architekturfotografie trifft Kunst

Man realisiert das manchmal nicht gleich, doch seine Bilder sind hochpräzise, akribische Kompositionen. Georg Aerni war in jungen Jahren Architekt, kam dann zur Architekturfotografie und zur Kunst. Er ist ein minutiöser Planer, der nichts dem Zufall überlässt. So setzt er für seine Kunst seine Fähigkeiten als gelernter Architekt ein.

Im Gegensatz zum Architekten, könne er als Künstler von A bis Z alles selbst erledigen und kontrollieren. «Von der Planung bis zur Ausführung, ich kann das alles selbst machen. Das finde ich sehr schön», erzählt Aerni.

Ein Künstler und Kontrollfreak

Georg Aerni ist in seiner Kunst ein Kontrollfreak, gar ein Besessener. Das beginnt schon mit dem Suchen und Finden seiner Motive. Er studiert beispielsweise Luftaufnahmen von Landschaften, um interessante Objekte ausfindig zu machen. Wann immer er unterwegs ist, macht er sich Notizen und trägt mögliche Motive sorgfältig in einer Karte auf seinem Handy ein.

Ein Schiff vor einem Gebirgszug, das von Pflanzen umwuchert wird.
Legende: Die Fotos von Aerni sind das Ergebnis genauer Planung: Das Wetter und die Jahres- und Tageszeit müssen stimmen. Georg Aerni, Balma, 2021

«Oft bin ich ohne meine professionelle Kamera unterwegs. Dann mache mit meinem Handy Notizen und kehre dann später – möglicherweise auch erst viele Jahre später – an diesen Ort zurück, um die Aufnahme zu machen», erzählt er. Das Wetter und die Jahres- und Tageszeit müssen stimmen, damit er jene Lichtverhältnisse vorfindet, die er für seine Aufnahmen braucht.

Viel Technik für vielversprechende Bilder

Für seine Bilder verwendet er eine Grossbildkamera, wie man sie auch in der Architekturfotografie einsetzt. Hierbei lässt sich das Objektiv «shiften» – also quer und hochkant verschieben. Das lässt Perspektiven zu, die mit einer gewöhnlichen Kamera nicht möglich wären.

Der Blick ist immer gerade auf das Motiv gerichtet. Da ist nichts zufällig schief, sondern alles im Lot. «Mit meiner hochtechnischen Kamera habe ich sehr präzise Gestaltungsmöglichkeiten. So kann ich die Bildkomposition sehr klar definieren», erklärt Aerni.

Fotografie einer Holzkonstruktion.
Legende: Klare Linien und Chaos liegen oft unweit voneinander entfernt – auch das zeigt Georg Aerni in seinen Bildern Georg Aerni, Menzingen, 2015

Manchmal schön, manchmal hässlich

Die Wirkung seiner Werke ist bestechend. Manche der Bilder sind irritierend. Auf den ersten Blick meist unscheinbar, bei näherer Betrachtung immer vielschichtiger. Besonders stark wirken sie als Grossformate, wie sie nun in der Ausstellung «Silent Transition» in Winterthur zu sehen sind.

In manchen steckt eine leise Ironie. Manche wirken beruhigend, fast hypnotisch. Georg Aernis Bilder sind nie eindeutig. Oft versteht man beim Betrachten nicht gleich, was da eigentlich abgebildet ist. Und das ist gut so: Denn man kann darin sehen, was man will.

Ausstellungshinweis

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Die Fotoausstellung «Silent Transition» von Georg Aerni findet noch bis zum 16. Oktober 2022 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur statt.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 22.06.2022, 07:06 Uhr

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