Wir haben in unserer Sprache unzählige Wörter für unser Schaffen. Wir «chnorze», «büeze», «chrampfe», wir «stönd uf di Hintere», «murxed», wir «bügled». Wir suchen in unserer Arbeit Sinn, Anerkennung. Wir sorgen uns bei fehlender Arbeit um unseren Lebensunterhalt. Wir verändern und entwickeln uns. Unsere Arbeit bedeutet uns fast alles oder ist notwendiges Übel.
Warum arbeiten wir? Was erwarten wir von unserer Arbeit? Sind wir dem Wandel in der Arbeitswelt ausgeliefert – oder gestalten wir ihn vielmehr mit? Und wie fühlt sich dieser Wandel überhaupt an?
Diesen Fragen geht das neue Winterthurer Museum Schaffen nach, mit der Ausstellung «Zeit.Zeugen.Arbeit». In einer ehemaligen Montagehalle der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik entsteht seit Anfang Januar ein Projekt, das irgendwo zwischen Ausstellung und Theater funktioniert. Entsprechend stehen im Zentrum keine Texte und Objekte, sondern Menschen.
Über 30 Menschen aus Winterthur und Umgebung wirken bei «Zeit.Zeugen.Arbeit» freiwillig mit. Sie alle bringen ihre persönlichen Erfahrungen aus der Arbeitswelt mit ein, egal, ob sie pensioniert sind oder noch arbeitstätig.
Ausstellungsparcour mit offenem Ausgang
Die Vernissage von «Zeit.Zeugen.Arbeit» ist am 5. Mai. Der Museums-Leiter Stefano Mengarelli und die Szenografin Melanie Mock arbeiten mit ihrem Team zurzeit an den letzten Details des Ausstellungsparcours mit offenem Ausgang. «Wir gehen im Schaffensprozess dorthin, wo es uns persönlich hinzieht. Denn dort wird man garantiert etwas finden, das auch andere interessiert», sagt Melanie Mock.
Die persönlichen Geschichten sind die Basis für die Ausstellung. «Wir versuchen, konzeptionell auf diese Geschichten zu reagieren», sagt Melanie Mock. «Wir suchen nach Gemeinsamkeiten, nach Unterschieden, nach roten Fäden, nach einer Erzählbarkeit, die auch jenseits der individuellen Geschichte funktioniert.»
Sozialer Arbeitsprozess
Das Ziel der Ausstellung ist eine begehbare Installation mit einer Narration, welche die Besucherinnen und Besucher mit ihrer eigenen Geschichte, dem eigenen Werdegang konfrontiert und zum spontanem Gespräch anregen will.
Melanie Mock: «Ein Herzstück der Ausstellung sind persönliche Begegnungen, die immer wieder in neuen Formationen stattfinden und jedes Mal einzigartig sein werden.»
Die Ausstellung wird sich somit fortlaufend verändern und erst am letzten Aussstellungstag, am 17. September 2018, abgeschlossen sein. Melanie Mock: «Wer die Ausstellung mehrmals besucht, wird sie immer wieder neu erleben.»