Zum Inhalt springen

Header

Audio
Retrospektive in Bern über Meret Oppenheim
Aus Kultur-Aktualität vom 21.10.2021. Bild: KEYSTONE/Str
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 28 Sekunden.
Inhalt

Ausstellung «Mon Expositon» Auf den Pelz gerückt: Meret Oppenheim im Kunstmuseum Bern

Das Kunstmuseum Bern will einen neuen Blick auf Meret Oppenheim werfen: Unter dem Titel «Mon Expositon» präsentiert die Ausstellung nebst bekannten Arbeiten viele Werke, die bisher selten bis nie zu sehen waren.

Meret Oppenheim – das ist doch die mit der Pelztasse, oder? Stimmt. 1936 schuf sie das berühmte Objekt mit dem Namen «Déjeuner en fourrure». Die Idee kam ihr beim Geplauder mit Pablo Picasso und Dora Maar. Man sass im Café de Flore zusammen.

Bei dem Treffen trug Meret Oppenheim ein innen mit Pelz ausgekleidetes Armband, das sie für die Modedesignerin Elsa Schiaparelli entworfen hatte. Picasso soll gesagt haben, eigentlich könne man praktisch alles mit Pelz überziehen. Kurz darauf kaufte Meret Oppenheim eine billige Tasse nebst Untertasse und Kaffeelöffel und überzog alles mit feinem chinesischem Gazellenfell. Voilà! Die Pelztasse war entstanden.

Eine Tasse mit Fell ummantelt.
Legende: Meret Oppenheims ikonische Pelztasse entstand quasi in einer Kaffeepause – und erlangte Weltruhm. Das Original ist steht im Museum of Modern Art in New York. IMAGO / United Archives International, Pro Litteris, Zürich

Die Surrealisten liebten das Objekt. Und nicht nur sie. Oft wurde es in Ausstellungen gezeigt. Bis heute ist es eine Ikone des Surrealismus. Für Meret Oppenheim war sie Fluch und Segen zugleich. Meret Oppenheim werde bis heute mit der Pelztasse in eins gesetzt, sagt Nina Zimmer, Direktorin vom Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee.

Mehr als nur die Pelztasse

Doch Meret Oppenheim hat mehr geschaffen als die berühmte Pelztasse. «Wir möchten nicht nur die Surrealistin Meret Oppenheim zeigen», sagt Ausstellungskuratorin Nina Zimmer.

Die Schau will verdeutlichen, wie vielseitig und wandlungsfähig Meret Oppenheim war, wie breit und umfangreich ihr Werk. Und wie eng dieses Werk mit den künstlerischen Strömungen der jeweiligen Zeit verbunden war.

Vom Bahnhof in die Kunstszene

In musealer Manier, auf elegant grauen Wänden und in chronologischer Ordnung führt die Ausstellung durch den Schaffensweg der Künstlerin. Da ist die junge wilde Meret Oppenheim, die als 18-Jährige nach Paris fuhr – und angeblich «gleich vom Bahnhof, ohne sich zwischendurch auch nur die Hände zu waschen, zum Café du Dome ging und sofort Teil der Künstlergemeinschaft war», wie Nina Zimmer erzählt. Und die bald mit der Pelztasse Furore macht.

Zwei Schuhe liegen auf einem Teller und sehen aus wie ein Brathähnchen.
Legende: Meret Oppenheims Kunst spielt mit der Wahrnehmung der Besucher. «Mein Kindermädchen» zeigt zwei umgedrehte Stöckelschuhe auf einem Teller, die aussehen wie ein Brathähnchen. KEYSTONE / Alessandro della Valle © 2021, Pro Litteris, Zürich

Bierkrug und Basler Fasnacht

Es folgen die Basler Jahre, in denen Masken für die Fasnacht entstehen und Materialbilder wie der «Tote Falter», dessen Flügel aus dünnen Schieferplatten bestehen. In den 1960er-Jahren entstehen Wolkenbilder und -objekte und dreidimensionale Vexierbilder, wie das Eichhörnchen aus den 1960er-Jahren: Halb Eichhörnchen, halb Bierkrug. Manche sehe darin ein spätes surrealistisches Werk. Für Nina Zimmer ist es eher ein Objekt des Nouveau Réalisme.

Im Bild «Octopus’ Garden» von 1971 lassen sich Einflüsse aus Pop Art und psychedelischer Kunst sehen. Im Skulpturmodell «Die Hand (Turm)», das sie Anfang der 1980er-Jahre erstellte, arbeitet sie mit kalten, poppigen Farben, die im 80er-Jahre-Design beliebt waren.

Eine goldene Skulptur wird von zwei Männern auf ein Podest gestellt.
Legende: Die Skulptur mit dem Namen «Sechs Wolken auf einer Brücke» ist vollständig aus Bronze hergestellt. KEYSTONE / Peter Klaunzer © 2021, Pro Litteris, Zürich

Stets auf der Höhe der Zeit

Wer in der Kunstgeschichte der Moderne bewandert ist, der kann sie vielleicht auch mit blossem Auge sehen, die Nähe Meret Oppenheims zum wechselnden Zeitgeist. Die Verwandtschaft zwischen dem bereits genannten Eichhörnchen und einem gedeckten Tisch von Daniel Spoerri zum Beispiel. Für kunsthistorische Laien wären ein paar Vergleichsobjekte hilfreich. Die gibt es leider nicht.

Die berühmt-berüchtigte Pelztasse ist auch nicht in der Ausstellung. Aus konservatorischen Gründen darf sie das Museum of Modern Art in New York nicht mehr verlassen.

Ein mit knalligen Farben gemaltes Bild hängt an einer grauen Wand.
Legende: Eines ihrer unbekannteren Werke: «Ein Abend im Jahre 1910», Öl auf Pavatex . KEYSTONE/Alessandro della Valle © 2021, Pro Litteris, Zürich

Ganz verzichten müssen Besucher und Besucherinnen auf Meret Oppenheims Klassiker jedoch nicht. Als Bild ist die Pelztasse zu sehen. Auf einer der Fotografien aus der Ausstellung, die Meret Oppenheim 1984 in der Kunsthalle Bern zeigte. Diese Aufnahmen hängen in Tapetengrösse im Treppenhaus des Neubaus. Die Kunsthalle zu Besuch im Kunstmuseum – Meret Oppenheim machts möglich.

Ausstellungshinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Die Retrospektive «Meret Oppenheim. Mon Exposition» im Kunstmuseum Bern findet noch bis 13. Februar statt.

In einem sogenannten Digitorial können Besucher virtuell in das Leben und Schaffen der Künstlerin eintauchen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 21.10.2021, 17:20 Uhr;

Meistgelesene Artikel