Der Parc des Eaux-Vives und der Parc de La Grange liegen nebeneinander in der Nähe des Jet d'eau, der bekannten Wasserfontäne im Genfersee. Beide gehören zu den schönsten Genfer Parkanlagen. Aktuell sind dort verschiedene Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler zu sehen.
Und das erste Kunstwerk ist gar nicht so leicht zu entdecken. Zwischen Bäumen und Sträuchern versteckt sich eine Art kleines Stonehenge, ein Werk des Zürcher Designer und Architektenpaars Trix und Robert Hausmann. Die Säulen mit dem darüber liegenden Balken sind verspiegelt und reflektieren grün in allen Schattierungen.
Die perfekte Deckung, sagt Kurator Balthazar Lovay: «Sie haben diesen Ort ausgewählt, denn auf einer grossen Ebene würde nur der Himmel reflektiert. Sie wollten aber auch, dass ihr Kunstwerk unter den Blicken verschwindet.»
Der Anti-Jet d’eau
Aber nicht nur etablierte Künstlerinnen und Künstler wie Trix und Robert Hausmann sind zu sehen, sondern auch junge Schweizer Kunst. Zum Beispiel Lou Masduraud. Die 30-jährige Genferin hat einen Brunnen erdacht, einen Anti-Jet d’eau. Auf zwei Flächen wird täglich der Tau gesammelt. Die Wassertröpfchen fliessen in einen bronzenen Kanal und tröpfeln aus einem busenförmigem Gebilde heraus auf den Boden.
«Als ich sie eingeladen habe, sind wir hierhergekommen, und schon am Tag darauf sagte sie, ich will ein Werk machen, das sich dem Jet d’eau entgegenstellt. Die Idee mit dem Tau kam dann schnell», erzählt Balthazar Lovay.
Nachwuchsförderung ist Konzept
Nachwuchsförderung ist für die Biennale «Sculpture Garden» Konzept. Lausanner Designstudenten haben eine Walliser Bisse, einen Wasserkanal, neu interpretiert. Die Zürcherin Gina Fischli hat Fahnen gemacht, auf denen Hunde, Vögel und Insekten zu sehen sind – klassische Motive für einen Park.
Enormer Fensterrahmen
Ein zentrales Werk auf dieser Genfer Biennale ist das grosse Fenster der deutschen Künstlerin Isa Genzken. Zehn Meter hoch, ein enormer Fensterrahmen. So kann sich jeder Besucher entweder den Lac Léman oder die Parkanlage einrahmen. Und wie die anderen wurde auch dieses Werk schon von den Parkbesuchern in Beschlag genommen. Einige spielten gar Badminton durch das Fenster.
Dem Kurator Balthazar Lovay gefällt das: «Das ist ein Museum ohne Gebäude, das die Besucher hier entdecken können. Das war ein Ziel, dass der Ort keine Rolle spielt. Und dass die Zuschauer aktiv sein müssen und nicht etwa passiv.»
Eine Leinwand als Bühnenbild
Aktiv werden Parkbesucherinnen und -besucher auch vor dem Werk von
Matthew Lutz-Kinoy, einer grossen Leinwand. Bemalt im Stil eines barocken Bühnenbildes geht es darauf mit homoerotischen Szenen ganz schön zur Sache.
Das riesige Bild bildet den Hintergrund für spontane Parkszenen, sagt Balthazar Lovay: «Am Nachmittag wirft die Leinwand oft Schatten, und Leute picknicken dann dort, oder Liebespaare küssen sich. Das gibt vor diesem Bühnenbild kleine Szenen. Das ist perfekt.»