Die Webdok « Dada-Data » startete am 5. Februar. Sie beinhaltet ein Anti-Museum, das « Dada-Depot », dann « Dada-Block », eine Browser-Erweiterung, die Kunst statt Werbung bringt und « Connected Readymade », eine 3D-Druckwerkstatt, in der sich jeder User um frisch gedruckte Dada-Kunstwerke bewerben kann. Nun ist die nächste Hacktion an der Reihe: «Dada-Gafa». Sie startet am 12. Februar.
Was erwartet die User bei der Hacktion «Dada-Gafa»?
David Dufresne: «Gafa» ist der neue Albtraum.
Albtaum?
David Dufresne : Die Dada-Bewegung damals war gegen Kapitalismus und gegen Kommerzialisierung. Heute, 100 Jahre später, sind wir in einer ähnlichen, wenn nicht schlimmeren Situation als die Dadas damals. Der Albtraum besteht darin, dass wir jeden einzelnen Tag die Produkte von Google, Apple, Facebook und Amazon nutzen – Produkte von Monopolisten. Wir alle tragen dazu bei, das Internet zum Oligopol zu machen.
Wir, die User, geben uns also damit zufrieden, dass es nur wenige Anbieter von Dienstleistungen gibt?
David Dufresne : Ja, wir verlieren so unsere Freiheit. Am Anfang des Internets stand jedoch die gegenteilige Idee, die der unabhängigen Kommunikation. Heute sind jeden Tag rund eine Milliarde Menschen auf Facebook. Jeder siebte Mensch ist täglich auf Facebook ...
Anita Hugi: ... und schaut auf die gleiche Sache. Das ist Realität. Das ist die neue Realität.
David Dufresne: Das heisst, wenn Facebook User-Daten an Regierungen weitergibt, wenn Google mit einem Regime wie in China zusammenarbeitet, dann hat das weitreichende Konsequenzen.
Wir sind alle nur Marionetten an den Fäden dieser Internetgiganten: Soll das «die Moral von der Geschicht» sein?
David Dufresne: Ja, aber es ist noch mehr: Mit der Hacktion «Dada-Gafa» sagen wir auch «Nein» zum System. Wir sind weder für noch gegen «Gafa». Auch Google propagiert mit seinem Mantra «Don´t be evil (Sei nicht böse)» ein Wertesystem. Da weiss ich nicht, wer moralischer ist – sie oder wir. Denn: Das Problem sind nicht die Werte, die man vertritt. Das Problem entsteht mit der Macht, die man bekommt. Wir sind vielleicht manchmal moralisch, aber haben keine Macht. Wir laden in unserer Hacktion «Dada-Gafa» lediglich zum Tanz mit den Netzgiganten Google, Apple, Facebook und Amazon ein.
Sind Google, Apple, Facebook und Amazon nur negativ in Ihren Augen?
Anita Hugi: Ich glaube, dass die «Gafas» eine enorme Bedeutung haben: Eine, die auch sehr positiv sein kann im Leben der Leute. Viele Menschen mögen ja beispielsweise Facebook – aber vielleicht könnte man dieses Portal anders gestalten, ein bisschen freier, so dass man weniger Daten preisgeben muss. Bei unserer Hacktion «Dada-Gafa» geht es nicht um Pro oder Contra, sondern darum, aktiv zu werden. Sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
David Dufresne: Es gibt Alternativen, um frei zu sein.
Wie sehen die aus?
Anita Hugi: Eine Möglichkeit lautet beispielsweise: Kauf ein Buch im Buchladen in Deiner Nähe, statt es zu bestellen. Alternativen können manchmal sehr einfach sein.
David Dufresne : Am Ende der «Dada-Gafa»-Hacktion besitzen die Userinnen viele Werkzeuge, um Amazon, Facebook, Apple oder Google zu entkommen. Wir wollen jedoch den Firmen nicht schaden. Das steht nicht im Zentrum. Wir wollen Bewusstsein schaffen.