Wer einmal ein Video von ihm gesehen hat, vergisst den typischen Bob-Ross-Sound ein Leben lang nicht. Die Stimme des US-Fernsehmalers ist so tiefenentspannt, dass sich der Herzschlag sofort beruhigt, wenn der TV-Malkurs «The Joy of Painting» über den Bildschirm flimmert.
Insgesamt 30'000 Bilder soll der Fernsehkünstler in seiner Karriere gemalt haben. Ausstellungen über sein Werk gab bis heute dennoch kaum. Das wollte das Museum Bellpark ändern. Deshalb stellt es 39 seiner Werke in einer Luzerner Privatwohnung aus.
«Gemütlich die Farben aufsaugen»
Die Gemälde, die gerne Bergpanoramen, Wald- und Winterlandschaften zeigen, machen klar, wie Ross zur Kultfigur werden konnte.
Die Bilder seien eine Art Therapie, «bei der man gemütlich die Farben anschauen und aufsaugen kann», so David Glanzmann. Der Kurator der Ausstellung teilt sich die Wohnung seit Ende Oktober mit den Bildern.
Ob Ross’ Werk wirklich eine eigene Ausstellung verdiene, sei ein schwieriges Thema, sagt Glanzmann: «Darf man Ross als Künstler bezeichnen? Ist er Performance-Künstler?» Der Amerikaner selbst jedenfalls behauptete nie, ein künstlerisches Genie zu sein.
Zwanzig Jahre bei der Luftwaffe
Bevor er zum Fernsehmaler wurde, machte Ross beim US-Militär Karriere. Mit 18 Jahren verpflichtete er sich für die Air Force, die Luftwaffe. Dort blieb er zwanzig Jahre, nahm sich allerdings vor, im späteren Leben nie mehr jemanden anzuschreien.
Über ein Weiterbildungsprogramm der Armee besuchte er diverse Malkurse. Dabei lernte er nach der Methode des deutsch-amerikanischen TV-Mallehrers Bill Alexander. Weil er zudem oft in Alaska stationiert war, verliebte er sich in die dortigen Berglandschaften.
Mit idyllischen Bildern zum Imperium
1983 machte Ross erste eigene Aufnahmen mit dem nicht-kommerziellen TV-Sender PBS. Bis 1994 entstanden 403 Folgen, jeweils rund eine halbe Stunde lang. In jeder malte Ross ein Landschaftsbild, das idealer nicht sein könnte.
Als er 1995 an einem Krebsleiden starb, war Ross längst eine Marke geworden, auch im wirtschaftlichen Sinn. Mit seinen Bildern baute er ein Unternehmen auf, das noch heute Bücher, Pinsel, Farben vertreibt und Mallehrer ausbildet.
Ob Ross’ Triebfeder eher Geschäftssinn oder Menschenfreundlichkeit war, ist schwer zu entscheiden. Einigermassen gesichert ist, dass er ein gläubiger Mensch war, auch wenn er keiner Kirche angehörte. Die Natur war für ihn ein Wunder der Schöpfung, weshalb er bereits als Junge oft verletzte Tiere pflegte.
Seine wohl grösste Fähigkeit war es, Menschen einzuladen, ihm zuzuhören und zu malen. Nicht nur sein Malkurs, sondern auch seine Gemälde sind immer auch Anleitungen in Sachen Optimismus – egal, wie kitschig man sie finden mag.