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Britischer Starfotograf Martin Parr: Der Meister der satten Foto-Ästhetik ist gestorben

  • Der britische Fotograf Martin Parr ist 73-jährig verstorben.
  • Bekannt war er für seine humorvollen Aufnahmen aus dem Alltag seiner Landsleute.
  • Mit seinen «farbenfrohen Bildern», wie ihn die «BBC» beschrieb, galt Parr als Meister der Strassenfotografie.

«Mit grosser Trauer geben wir bekannt, dass Martin Parr am Samstag in seinem Haus in Bristol verstorben ist», meldete die Stiftung gleichzeitig mit Magnum Photos, der Agentur, für die der Fotograf lange Zeit gearbeitet hatte. Die Todesursache wurde nicht bekannt gegeben, aber bei dem Fotografen war im Mai 2021 ein Myelom, eine Form von Blutkrebs, diagnostiziert worden.

Parrs Einfluss reicht weit über den Kreis der Fotografie-Liebhaber hinaus, auch wenn sein fast dokumentarisches, manchmal als kitschig bezeichnetes Werk ihm ebenso viele Bewunderer wie Kritiker eingebracht hat.

Älterer Mann mit Brille und Kamera lächelnd im Innenraum.
Legende: Der nun verstorbene Martin Parr: Mit seinen Arbeiten übte der Brite Kritik an der Tourismusindustrie und am globalen Konsumverhalten. 2021 zeichnete die Queen ihn sogar für seine Verdienste um die Fotografie aus. KEYSTONE/DPA/Daniel Karmann

Parr wurde am 23. Mai 1952 in Surrey geboren und von seinem Grossvater in die Fotografie eingeführt. Er begann mit Schwarz-Weiss-Aufnahmen. Mitte der 1980er-Jahre machte er mit «Last Resort» auf sich aufmerksam, einer Fotoserie über Mittelklasse-Urlauber in Brighton, die mit der Verwendung von Blitzlicht auch im Freien einen Vorgeschmack auf sein späteres Werk gab.

Was zeichnete Parr aus? Interview mit Thomas Weski

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Der Fotografie-Experte und Kurator Thomas Weski kannte Martin Parr persönlich, er hat unter anderem eine grosse Parr-Retrospektive im Münchner Haus der Kunst kuratiert. SRF hat mit ihm über Martin Parr und dessen fotografisches Werk gesprochen.

SRF: Besonders berühmt sind Parrs Strandfotos. Auf denen sieht man Menschen, die sich in der Sonne grillen. Was macht deren Reiz aus?

Thomas Weski: 1986 erschien das Buch «The Last Resort» über den Badeort New Brighton, darin sind seine ersten Aufnahmen, die er in Farbe gemacht hat, veröffentlicht. Er hat bei Tageslicht ein Blitzlicht eingesetzt – und damit eigentlich die Mittel der Werbung in die künstlerische Fotografie übertragen. Kritik, Verführung und Humor fanden da zusammen auf eine ziemlich überspitzte visuelle Art.

Was ist für Sie persönlich das Besondere an diesen Bildern? Sie meinten, das sei ziemlich überspitzt.

Ein Fotograf kann ja immer nur das fotografieren, was da ist. Die Überspitzung findet beim Einsatz der erwähnten Mittel statt. Man sah förmlich, wie die Leute in der Sonne brutzeln. Diese Art einer schonungslosen, direkten Fotografie, die aber trotzdem die Würde der Menschen nicht antastet, das war damals neu und ist nach wie vor frisch und aufregend.

Die Fotos wirken wie Schnappschüsse. Martin Parr fängt Menschen in ganz alltäglichen Situationen ein. Was erzählen seine Fotos über unsere Gesellschaft?

Die Bilder erzählen von unserem Alltag, sind sozusagen Spiegel unserer Zeit. Wenn wir sie anschauen, dann entdecken wir uns in ihnen auch wieder und fühlen uns ertappt bei ähnlichen Verhaltensweisen wie denen, die abgebildet wurden.

Was war Martin Parr für ein Mensch?

Er war humorvoll, grosszügig und neugierig. Er war ja nicht nur Fotograf, er war auch Kurator, Sammler, Verleger und Fotohistoriker. Und das alles in einer Person, mit einer grossen Leidenschaft für das Medium. Und das hat ihn so einmalig gemacht.

Das Gespräch führte Katharina Brierley.

Nach einem mit Hindernissen gepflasterten Werdegang wurde er 1994 trotz der anfänglichen Ablehnung Vollmitglied der Agentur Magnum. Von 2013 bis 2017 leitete er diese.

SRF 1, Sternstunde Kunst, 6.12.2025, 9:40 Uhr. ; 

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