Catherine Meurisse ist eine der bekanntesten Comiczeichnerinnen der Gegenwart. Ihre Arbeiten erscheinen regelmässig in renommierten Tageszeitungen und Magazinen, etwa in «La Liberation» oder der «Süddeutschen Zeitung». Zudem wurde sie als erste Zeichnerin überhaupt zum Mitglied der französischen Akademie der bildenden Künste ernannt.
Nun widmet das Cartoonmuseum Basel der Französin eine umfassende Ausstellung. Diese zeigt die ganze stilistische und inhaltliche Vielfalt des Werks der 41-Jährigen. Meurisse beherrscht den reduzierten Karikaturenstil, zeichnet aber auch aufwändige Comicreportagen und Graphic Novels. Mal verwendet sie fotorealistisch anmutende Elemente, mal malt sie im üppigen Stil alter Meister.
Für ihren neuesten Band «La jeune femme et la mer» dagegen hat Meurisse mit Pastell, Kreide und japanischer Kalligrafie experimentiert. Das passt: Die Geschichte spielt auf einer kleinen japanischen Insel.
Nur durch Zufall überlebt
Bereits mit 21 Jahren zeichnete Meurisse als erste Frau für das renommierte Satiremagazin «Charlie Hebdo». Schnell war sie ein Teil der Redaktion. Bis im Januar 2015 zwei bewaffnete Männer die Redaktionsräume stürmten. Bei den Anschlägen verlor sie elf ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie selbst überlebte nur dank eines Zufalls: Sie hatte sich an dem Tag verspätet.
«Nach dem Massaker war ich am Boden zerstört», sagt die Künstlerin. Sie habe nicht mehr recht gewusst, wer sie war, und in was für einer Welt sie lebte. «Um herauszufinden, wer ich bin, habe ich mich selbst gezeichnet», so Meurisse. «Die Zeichnungen waren ein Beweis dafür, dass ich lebe.»
Der Terroranschlag lenkte ihre zeichnerische Arbeit in eine neue Richtung. Zuvor habe sie immer nur lustige Geschichten mit fremden Figuren gezeichnet, sagt Meurisse. Erst seit den Anschlägen traue sie sich, sich auch selbst in ihren Büchern zu zeigen.
Wie der Ausstellungstitel «L’Humour au sérieux» bereits verrät, widmet sich die Ausstellung auch leichteren Themen. So thematisiert sie etwa Meurisses Liebe zu Kunst. Viele ihrer Werke sind gespickt mit Anspielungen auf Literatur und Malerei.
Die Absurditäten des Alltags
Dazu kommt der leise, subtile Humor, mit dem die Künstlerin die Absurditäten des alltäglichen Lebens auslotet. Man müsse nur wissen, wie man die Dinge anschaue, dann entdecke man Humor in allem, sagt sie.
Der Ausstellung gelingt es, Meurisses zeichnerische Entwicklung eindrücklich nachzuzeichnen. Dabei beeindruckt besonders die Stilvielfalt ihres Werkes. Mit liebevollem Blick lotet die Zeichnerin die psychologischen Tiefen und Untiefen ihrer Figuren aus und findet für jede Stimmung den passenden Strich, egal ob mit Pinsel, Bleistift oder Kohle. Das ist nicht nur schön anzuschauen, es berührt auch ebenso sehr.