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Elisabeth Ackermann sitzt am Tisch. Vor ihr sind Mikrofone.
Legende: «Einnahmen wurden zu hoch budgetiert», sagt die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Keystone

Defizit im Kunstmuseum Basel «Es wurde zu optimistisch kalkuliert»

Das Basler Kunstmuseum hat zu wenig Geld. Die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann spricht über das Defizit.

SRF: Der neue Direktor Josef Helfenstein bezeichnet die finanzielle Lage des Kunstmuseums Basel als dramatisch. Infolge der Erweiterung fehlen 2,5 Millionen Franken für den Betrieb. Helfenstein sieht nun den Kanton in der Pflicht. Teilen Sie diese Meinung?

Elisabeth Ackermann: Wir klären intensiv ab, wie hoch das Defizit tatsächlich ausfallen wird. Das Kunstmuseum Basel hatte bis anhin noch kein ganzes Betriebsjahr mit allen drei Häusern hinter sich.

Sobald wir uns einen Überblick verschafft haben, werden wir weitersehen. Im Moment muss das Kunstmuseum mit dem Budget wirtschaften, das gegeben ist.

Ist also noch nicht klar, ob die 2,5 Millionen Franken für den Betrieb fehlen?

Das klären wir im Moment ab. Es ist kompliziert. Wir haben jetzt die genauen Zahlen des Kunstmuseums und analysieren diese.

Eine Finanzierungslücke wäre nicht überraschend. 2010 kam eine Studie von Amstein-Walther zum Schluss, dass die Betriebskosten des Kunstmuseums auf ca. 4,8 Millionen Franken steigen werden. Davon finanziert sind bis anhin aber erst 2,3 Millionen. Weshalb wurde trotzdem gebaut?

Stiftung Kunstmuseum Basel

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Die Stiftung für das Kunstmuseum Basel finanziert Sonderausstellungen, Ankäufe, Restaurierungsprojekte und Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche. Laut Website des Museums werden Betriebskosten nicht von der Stiftung gedeckt.

Die Studie zeigt klar einen Mehrbedarf auf – für die Betriebskosten und für die Ausstellungskosten, die wegen Sonderausstellungen ebenfalls zunehmen. Dieser Betrag wurde aufgeteilt auf den Kanton und auf die Stiftung.

Es zeichnet sich aber ab, dass beispielsweise die Einnahmen zu hoch budgetiert wurden. So wurden pro Besucher 16 Franken gerechnet, effektiv wurden wegen Vergünstigungen nur acht Franken eingenommen oder nichts, weil Besucher Gratiseintritte mit einem Museumspass hatten. Auch die Buchhandlung erwirtschaftet nicht das, was damals budgetiert wurde.

Wurde zu optimistisch kalkuliert?

Ja, aber es gab auch Veränderungen. Etwa, dass viel mehr Besucher einen Gratiseintritt hatten, als damals gedacht war.

Wer ist verantwortlich für die Finanzierungslücke?

Es ist schwierig, dies im Voraus zu berechnen. Nun müssen wir erste die Situation analysieren.

Es ist dennoch keine überraschende Lücke, die da entstanden ist. Insofern: Wer ist verantwortlich?

Die Lücke ist doch überraschend, weil 2010 4,8 Millionen Franken Mehrbedarf berechnet wurden und dieses Geld auch zur Verfügung steht.

Stimmt es also nicht, dass von diesen 4,8 Millionen nur 2,3 gedeckt sind?

2,3 Millionen sind vom Kanton gedeckt und die Stiftung hat zugesagt, dass sie alles in Gang setzt, um 2,5 Millionen aufzutreiben und zahlt auch sehr viel ans Kunstmuseum.

Das Kunstmuseum ist daran, Massnahmen zu prüfen, um die Kosten zu senken.

Sehen Sie die Stiftung in der Pflicht?

Die Stiftung erfüllt ihren Auftrag, das ist nicht das Problem. Wir müssen die Zahlen genau analysieren, um zu wissen wieso das Defizit entsteht.

Falls der Kanton nicht in die Bresche springt, so wie Josef Helfenstein hofft, was geschieht dann mit dem Kunstmuseum?

Das Kunstmuseum ist daran, Massnahmen zu prüfen und zu ergreifen, um die Kosten zu senken. Wir sind zusammen daran, Lösungen zu finden. Dafür müssen wir erst die Situation analysieren, um weitere Massnahmen ergreifen zu können.

Herr Helfenstein sagte klar, er sehe keine andere Möglichkeit, als dass der Kanton einspringt. In welche Richtung sind Lösungen Ihrer Meinung nach denkbar?

Es sind verschiedene Lösungen denkbar, die sich das Kunstmuseum überlegen und ergreifen muss. Wie es im Kanton mit der Finanzierung weitergeht, werden wir sehen, sobald die Analyse vorliegt.

In Basel wird schon länger über eine Museumsstrategie diskutiert. Die Politik wünscht sich das dringend. Hätte eine solche Strategie nicht vor dem Ausbau des Kunstmuseums ausgearbeitet werden sollen?

Ich möchte nicht in die Vergangenheit blicken, da ich zu dieser Zeit noch nicht Regierungspräsidentin war. Ich für meinen Teil werde dem Regierungsrat bis Ende Jahr einen Vorschlag für die Museumsstrategie unterbreiten.

Das Gespräch führte Irene Grüter.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 23.8.2017, 17.08 Uhr

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