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Der Ursprung des Comics Wer hat den Comic erfunden? Ein Genfer

Goethe war sein Fan, die Amerikaner sind es nicht: Eine Ausstellung widmet sich Rodolphe Töpffer, dem Erfinder des Comics.

Waren es die Genfer? Oder präziser: der Genfer Rodolphe Töpffer (1799 - 1846) Mitte des 19. Jahrhunderts? Eine aktuelle Ausstellung in der Kantons- und Universitätsbibliothek Genf geht der Frage nach, wer den modernen Comic erfunden hat.

«Was für eine Frage, natürlich hat Rodolphe Töpffer den modernen Comic erfunden», sagt die Kunsthistorikerin Marie Alamir. Sie befasst sich seit Jahren mit dem Werk von Töpffer.

Ein Porträt von  Rodolphe Töpffer.
Legende: Ein Porträt von Rodolphe Töpffer, gemalt von Jean-Léonard Lugardon, (ca. 1840). Bibliothèque de Genève

Obwohl es keine allgemein gültige Definition gibt, was ein Comic ausmacht, sei Töpffer in vieler Hinsicht der erste gewesen. «Töpffer hat ein neues Format erfunden: fortlaufenden Bildergeschichten mit Texten in Alben, jede Zeichnung in einem Rahmen, gezeichnet und getextet mit derselben Feder, meist schwarz-weiss», erklärt Alamir.

Wo sind die Sprechblasen?

Man sei sich in der Wissenschaft mehrheitlich einig, dass Töpffer den Comic erfunden habe. Es seien nur die US-Amerikaner, die Töpffer die Erfindung strittig machten, sagt Alamir. «Nach deren Auffassung gehört nicht nur die Verbindung von Bild und Text zu einem Comic, sondern auch Sprechblasen. Und die fehlen bei Rodolphe Töpffer.»

Zeichnung: Tanzende Paare, die stolpern und alle auf dem Boden landen.
Legende: Rodolphe Töpffer: «Histoire de Mr Jabot», 1833, BGE, Collection Suzannet. Bibliothèque de Genève.

Die USA reklamieren deshalb die Erfindung des modernen Comics für sich mit dem Erscheinen des Albums «Yellow Kid» 1899, rund 60 Jahre nach Töpffer.

Der Genfer zeichnete seine bekanntesten Werke wie «Monsieur Vieux-Bois» oder «Monsieur Cryptogame» in den 1830er-Jahren. In diesen Geschichten karikierte er unter anderem die Gepflogenheiten der guten Gesellschaft in Genf. Diese Originale sind in der Ausstellung zu sehen.

Der Comic als Grafik-Literatur

Bis zur Veröffentlichung und Verbreitung dauerte es dann aber noch ein gutes Jahrzehnt. Zum Durchbruch verhalfen eine neue Drucktechnik – und Begeisterte, die die Originale sahen. Zu diesen gehörte auch Johann Wolfgang Goethe, der ob einer Faust-Parodie von Töpffer entzückt war.

«Goethe hat über Töpffer geschrieben, er sei originell, und alles funkle von Talent und Geist», sagt Alamir. «Töpffers selber nannte diese neue Kunstform Grafik-Literatur.»

Eine Zeichnung: Auf dem Tisch ein Buch, daneben ein erschrockener Mann.
Legende: Rodolphe Töpffer: «Dessin à la plume pour les Nouvelles genevoises», BGE, Collection Suzannet Bibliothèque de Genève

Töpffers Geist lebt in Genf bis heute weiter. Comic-Zeichnen gehört zu den lebendigen Traditionen der Schweiz. Es gibt sogar einen eigenen Studienlehrgang dafür. Der aktuell erfolgreichste Genfer Comiczeichner ist Philippe Chappuis, alias Zep. Er kreierte Titeuf, den frechen Knirps mit der coolen, blonden Haartolle und verkaufte über zehn Millionen Alben.

Genf sei bis heute ein besonderer Nährboden für humoristische Zeichnungen, sagt Zep. «Ich habe Rodolphe Töpffer relativ spät im Alter von 20 Jahren entdeckt, als ich bereits erste Alben veröffentlicht hatte», sagt Zep. Für ihn ist klar, Töpffer ist der Vater des modernen Comics. Ob auch Erfinder oder nicht, das ist nur eine kleine Nuance über die sich streiten lässt.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «La bande dessinée, une invention genevoise? Exposition dans l'éspace ami Lullin» in der Kantons- und Universitätsbibliothek Genf wird vom 2. bis am 14. Dezember 2019 gezeigt.

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