Aus drei duschartigen Rohren regnen Wassertropfen auf metallene Becken und Kugeln. Die Kugeln schwimmen frei in einem Bassin. Die Neuenburger Designerin Laure Gremion lässt Wasser so Musik machen, sich bewegen.
Die beruhigende Wirkung der Installation ist Absicht der Designerin: «Man kann neben diesem Brunnen sitzen und das Geräusch des Regens geniessen.» In der Schweiz möge man den Regen zwar nicht besonders, gerade in diesem regnerischen Sommer, sagt Gremion. «Aber in anderen Ländern ist Regen selten und darum kostbar.»
Regen positiv erleben
Die Installation will auf die Ambivalenz des Regens aufmerksam machen. Das Spannungsfeld benennen, wie wir den Regen wahrnehmen: In unseren Breitengraden ärgern wir uns über Regen, in anderen Ländern wünscht man sich nichts sehnlicher. Die Designerin will mit ihrem Projekt den Regen auch für uns positiv erlebbar machen. Denn auf ihm beruhe unser Reichtum.
Genau solche Projekte habe man gesucht, erklärt Gabriela Chicherio, Initiantin und Co-Kuratorin der Zürcher Design-Biennale. Sie sagt: «Immer da, wo vermeintlich widersprüchliche Dinge aufeinanderprallen, wird es interessant.»
Um diese «Clashes» gehe es bei der Biennale, etwa um das Aufeinandertreffen von Analogem und Digitalem, Natürlichem und Künstlichem, Handwerk und Industrie.
Blumen aus Abfall, Eiswürfel als Färbemittel
Die Design Biennale Zürich lädt Besucherinnen und Besucher ein, aktuelle Positionen im Schweizer Designschaffen kennenzulernen, die fernab von wirtschaftlichen Interessen liegen: Da spriessen filigrane, farbige Blumen im Rasen – künstlich gefertigt aus Industrieabfall.
Der Modedesigner Rafael Kouto wird seine Kreationen aus Recycling-Kleidern in einer Performance mit bunten Eiswürfeln einfärben. So will er auf unseren Umgang mit Ressourcen aufmerksam machen.
Ist das überhaupt noch Design? «Wir wollen den Design-Begriff, der oft ein bisschen eng wahrgenommen wird, ausweiten», sagt Co-Kuratorin Chicherio. Design sei mehr als nur marktorientierte Produktentwicklung.
Die Design Biennale richtet das Augenmerk auf eine Nische: «Diese experimentelle, forschende Art von Design bekommt man sonst nur selten zu Gesicht», sagt Chicherio.
Der Unterschied zwischen Kunst und Design
Design dient hier also als Denk- und Forschungsraum. Könnte man das Gleiche nicht auch über eine künstlerische Tätigkeit sagen? Wo ist die Abgrenzung zur Kunst? Gabriela Chicherio stellt klar: «Der Unterschied zwischen einem Künstler und einer Designerin liegt in der Selbstwahrnehmung: Designerinnen und Designer sehen sich als Dienstleister.»
Anders als Künstlerinnen und Künstler würden sie nicht sich selbst und eigene Ideen verwirklichen, sondern stehen im Dienst einer Zielgruppe. Bei der Design Biennale seien dies die Besucherinnen und Besucher.
Die Neuenburger Designerin Laure Gremion bezeichnet die Grenzen zwischen Design und Kunst als fliessend: «Einige Projekte können auch als Kunst interpretiert werden.» Gremion will aber als Designerin verstanden werden.
Design, das auf Kunst trifft: Auch das ist eine Form von Clash, den die Zürcher Design Biennale eindrücklich vor Augen führt.