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Designmesse «Blickfang» Wie hart hat Corona die Mode-und Designbranche getroffen?

Auf der Messe «Blickfang» bringen kleine Design- und Modeunternehmen ihre Produkte normalerweise direkt ans Publikum. Wie läuft das im Coronajahr?

«In den ersten beiden Monaten im Lockdown haben wir maximal 10 Prozent von dem eingenommen, was wir in den Jahren zuvor an Umsatz erreicht haben», erzählt Modeschöpferin Claudia Güdel. Sie stellt seit Jahren auf der Designmesse «Blickfang» aus.

Die Messe, die jedes Jahr in Basel und Zürich stattfindet, ist für Designerinnen und Designer eine wichtige Plattform. Sie hat sich auf unabhängiges europäisches Design spezialisiert. Auch Schweizer Kleinunternehmen bringen hier ihre Möbel und Kleidungsstücke direkt an Mann und Frau.

In einem Coronajahr, inmitten von Maskenpflicht und Sicherheitsabstand zwar schwieriger – aber umso wichtiger.

Die Möbelbranche profitiert vom Rückzug in die vier Wände

Modedesignerin Claudia Güdel bestätigt das: Der finanzielle Einbruch in den ersten beiden Corona-Monaten sei für sie immens gewesen. Auch wenn es mittlerweile wieder gut laufe, lasse sich so eine grosse Lücke nicht einfach füllen, attestiert sie nüchtern.

Im Möbelbereich sieht die Bilanz besser aus: «Das Geschäft ist prima gelaufen», sagt This Reber von Thismade. Der Verkauf seiner Möbel sei kaum saisonalen Schwankungen ausgesetzt. Ein weiterer Vorteil: Während des Lockdowns hatten die Menschen Musse, sich der Einrichtung zu widmen.

Unterstützung für lokale Gewerbe

«Es gab einen Kunden, der stand plötzlich vor der Tür und meinte er hätte jetzt endlich Zeit, sich einzurichten», erzählt der Möbelunternehmer. Er habe auch betont, dass er uns als lokales Gewerbe unterstützen will.

Dass sich die Kundschaft gründlicher überlegt, wo sie ihr Geld ausgibt und deshalb umso mehr auf wertige Produkte kleiner Produzenten setzt, ist ein Trend, der sich während Corona noch verstärkt hat.

Der virtuelle Ansturm war gross

Das bestätigt auch Modedesignerin Claudia Güdel: «Wir haben eine unglaubliche Unterstützung und Solidarität von unserer Kundschaft erleben dürfen. Weil die Leute bei uns nicht auf einen Online-Shop zugreifen können, haben wir ein Mail verschickt und gesagt, wie man auch ohne Webshop online bestellen kann.» Das Ergebnis? «Wir wurden überrannt.»

Überrannt wurde auch die virtuelle Messe, die Blickfang diesen Frühling kurzfristig lancierte, nachdem die physische Messe wegen Corona abgesagt werden musste. Zeitweilig war die Website den Besucheransturm nicht gewachsen. Sie gab den Geist auf.

Infos zur Messe

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130 Designerinnen und Designer zeigen ihre Arbeiten bei der Blickfang in Basel von 16. Oktober - 18. Oktober.

Vom 13. November - 15.November findet die Designmesse dann in Zürich statt.

Weitere Infos gibt's hier.

Livestreams und digitale Werkstätten

«Die Besucher der Website konnten in Echtzeit Fragen stellen und sich mit den Designerinnen und Designern austauschen. Es gab verschiedene Livestreams in die Ateliers, Werkstätten und auch Läden der Designer», so Jana Klein, die Projektleiterin der Blickfang Basel.

Aber würde so eine Messe im Netz auch langfristig funktionieren? Für Designerin Claudia Güdel ein schwieriger Spagat: «Bei kleinen Labels geht es sehr stark um Materialität und Passform. Da will man eigentlich nicht die Katze im Sack kaufen»

Frau und Mann beim Shoppen
Legende: Ein Prä-Corona-Bild: Die Besucher beim Stöbern auf der Designmesse. Designmesse Blickfang

Dass die Blickfang Basel jetzt am Wochenende wieder physisch stattfinden kann, ist also ein grosses Glück: Denn das Digitale ist eine gute Ergänzung –aber kein Ersatz.

Bild einer Messe auf dem viele Leute rumstehen
Legende: Die «Blickfang» hat sich auf unabhängiges europäisches Design spezialisiert. Designmesse Blickfang

SRF2 Kultur, Kultur Aktualität, 15.10.2020, 17:20 Uhr.

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