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Kunst Die Königin der New Yorker Nächte ist Schweizerin

Susanne Bartsch wirbelt seit den 1980er-Jahren die New Yorker Nachtclubszene auf. Nun wird die gebürtige Schweizerin in ihrer Wahlheimatstadt mit einer Ausstellung geehrt und ist aktiver denn je.

Sie trage nie Unterwäsche, ausser, die Unterwäsche sei das Outfit: An dieses Stilprinzip hält sich Susanne Bartsch seit über drei Jahrzehnten. Kein Wunder wirken Pop-Puppen von Miley Cyrus bis Lady Gaga selbst in ihren riskantesten Trachten wie brave Schulmädchen neben der schillernden Königin der New Yorker Nächte. Noch extravaganter als die Garderobe der gebürtigen Schweizerin sind allerdings ihre Partys.

Ausstellungshinweis

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Fashion Institute of Technology, New York: «Fashion Underground: The World of Susanne Bartsch», bis 5. Dezember.

Die Partys der Swiss Miss sind legendär

1987 sorgte Susanne Bartsch zum ersten Mal für Wirbel in der lokalen Clubszene. Heute sind die von ihr inszenierten Spektakel legendär. Zwar wurde es Ende der 1990er-Jahre stiller um sie, als sie einen Fitnessguru heiratete und einen Sohn bekam. Aber derzeit erlebt die Swiss Miss eine wahre Renaissance.

Die alterslose Diva schmeisst bis zu vier Veranstaltungen pro Woche, darunter die regelmässige Dienstagssoirée im Edelschuppen Le Bain des Standard Hotels. Ausserdem erweist ihr das Museum des Fashion Institute of Technology gerade mit einer Ausstellung die Ehre. «Fashion Underground: The World of Susanne Bartsch» zeigt eine Auswahl aus dem Bartsch’schen Kleiderschrank: tragbare Perlenvorhänge, Korsette, die blinken wie Lichtsignale, Latex, Spitze, Federschmuck.

Heimat für Exzentriker

Es ist schiere Nostalgie, die neuerdings auch das breitere Publikum Figuren wie Susanne Bartsch hofieren lässt. Exzentriker wie sie stehen für eine Zeit in New York, in der jedenfalls im romantisierenden Rückblick noch vieles möglich und alles erlaubt war – so wie an den Partys der Swiss Miss. Man trauert einer Epoche nach, in der jemand aus dem Nichts auftauchen und sich neu erfinden konnte – wie Susanne Bartsch, die 1981 nach einem Umweg über London in Manhattans Downtown landete und in Soho eine Modeboutique eröffnete.

Inzwischen vertreiben wolkenkratzerhohe Mieten das kreative Volk aus dieser Stadt, die Selbsterfindung erschöpft sich im Facebook-Profil, und den vielbeschworenen Underground gibt’s nur noch mit Hashtag und einer Horde Twitter-Followern.

Bartsch bedient ihren Mythos

Auch Susanne Bartsch bewirbt ihre Events mittlerweile online. Partys sind keine spontanen Ausbrüche feucht-fröhlicher Freizügigkeit mehr, sondern perfekt choreografierte, gerne von Alkoholfirmen oder Designerlabel gesponserte Angelegenheiten in angesagten Etablissements, die sich um die Einhaltung sämtlicher Vorschriften kümmern.

Mythos und Wirklichkeit heisst die magische Mischung. Wie New York zehrt Susanne Bartsch vom sagenumwobenen Gestern. Schliesslich will auch eine Königin der Nacht noch viele Morgen sehen.

Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 16.10.2015, 17.30 Uhr.

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