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Diebstahl im Museum Der Skandal schwächt das British Museum

Das British Museum steckt in seiner womöglich grössten Krise in der über 260-jährigen Geschichte der ehrwürdigen Institution. Tausende Artefakte wurden gestohlen und über das Internet verkauft. Der mutmassliche Täter stammt wohl aus den eigenen Reihen.

Museumsleiter Hartwig Fischer ist bereits zurückgetreten. Doch wie geht es jetzt weiter und was sind die Auswirkungen des Skandals auf Restitutionsdebatten? Einschätzungen des Kulturgüterschutz-Experten Andrea Raschèr.

Andrea Raschèr

Jurist und Kulturjournalist

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Andrea Francesco Giovanni Raschèr ist Lehrbeauftragter für Kultur- und Kunstrecht sowie Kulturpolitik und UNESCO-Experte für Kulturgüterschutz.

SRF: Rund 2000 Artefakte wurden aus dem British Museum gestohlen. Wie konnte das passieren?

Andrea Raschèr: Diesen Vorfall kann man als Super-GAU in der Museumsgeschichte bezeichnen. Es ist das Schlimmste passiert: Ein Insider hat über Jahre hinweg Objekte gestohlen und weiterverkauft.

Der Skandal ist ein Game-Changer in der Diskussion um Rückgabe von Raubkunst.

Der springende Punkt ist: Das waren alles Objekte, die noch nicht katalogisiert waren. Sprich, sie waren in den Akten offiziell noch nicht vermerkt. So etwas kann nur ein Insider durchziehen. 

Das British Museum sperrt sich seit Jahren gegen Rückgabeforderungen. Bringt dieser Vorfall Bewegung in die Debatte?

Der Skandal ist ein Game-Changer in der Diskussion. Bisher hat das British Museum behauptet, sie seien der ideale Aufbewahrungsort für Weltkulturerbe. Nur sie könnten Kulturgüter schützen. Jetzt zeigt sich: Das ist nicht der Fall.

Der Skandal stärkt jene Staaten, die Ansprüche auf ihr kulturelles Erbe erheben.

Griechenland und andere Staaten, die Ansprüche auf ihr Kulturerbe erheben, haben in zukünftigen Verhandlungen bessere Karten. Die Chancen, dass es zu Restitutionen kommen wird, sind nun grösser. Auch mit dem jüngsten Direktionswechsel wird es fortan anders kommen.

Was genau verändern die Diebstähle an dieser Debatte?

Auf jeden Fall stärkt der Skandal jene Staaten, die Ansprüche auf ihr kulturelles Erbe haben. Vorwürfe, dass diese Staaten nicht auf ihr Kulturerbe achtgeben könnten, stimmen so nicht. Offensichtlich ist das British Museum nicht in der Lage, professionell mit den Objekten umzugehen.

Aufsichtsratschef: Einige Objekte sind wieder aufgetaucht

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Einige von Hunderten aus dem British Museum gestohlenen Objekten sind nach Angaben des Aufsichtsratschefs George Osborne wiedergefunden worden. «Wir glauben, dass wir Opfer von Diebstählen über einen langen Zeitraum geworden sind. Und offen gestanden hätte mehr getan werden können, um sie zu verhindern», sagte Osborne am Samstag dem Sender BBC Radio 4.

Er entschuldigte sich und versprach, man werde das wieder in Ordnung bringen. «Und ich kann Ihnen heute sagen: Wir haben angefangen, einige der gestohlenen Gegenstände wiederzufinden», sagte Osborne. Er sprach von einem Silberstreif am Horizont.

Seinen Angaben zufolge wird davon ausgegangen, dass rund 2000 Objekte verschwunden sind. Auf die Frage, wo einige Gegenstände aufgetaucht seien, antwortete Osborne: «Einige Mitglieder der antiquarischen Gemeinschaft arbeiten aktiv mit uns zusammen.» Es werde auch mit einer Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke zusammengearbeitet.

Das Museum schreibt auf seiner Website, die sichere Bewahrung sei eines der obersten Ziele des Hauses. Das wirkt nun fast zynisch.

Jedes Museum hat neben einer Vermittlungsfunktion gegenüber dem Publikum auch den Schutz und die bestmögliche Sicherung ihrer Objekte als Aufgabe. Es zeigt sich hier, dass das seine Grenzen hat. Und diese Grenzen zeigen sich beim British Museum deutlicher, als man es sich je hätte erträumen können.

Das Gespräch führte Simon Burri.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 28.08.2023, 17:10 Uhr ; 

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