Die Geschichte der Lichtkunst ist kurz. In den 1920er-Jahren entwickelte der Ungar Lázló Moholy-Nagy einen Licht-Raum-Modulator, den er anfangs 1930 in Paris ausstellte. Ein sich bewegender Kubus projizierte Schatten und Farbprojektionen auf die Wände.
Missbraucht von den Nationalsozialisten
Prompt benutzten die Nationalsozialisten ein paar Jahre später seine Technologie, um bei der Abschlussfeier der Olympiade 1936 einen Dom aus Licht aufscheinen zu lassen. Künstliches Licht wurde zum Propagandainstrument.
Richtig los ging es mit der Lichtkunst aber erst in der 1960er-Jahren, als amerikanische Künstler, allen voran Dan Flavin und Bruce Nauman, Neonröhren als Werkstoff für ihre Kunstinstallationen entdeckten.
Während Flavin eher minimalistisch arbeitete, waren Naumans Arbeiten provokativ. Einige seiner Werke thematisierten zum Beispiel Homosexualität, damals ein Tabu.
Heute hat fast jedes moderne Museum Lichtkunst in seiner Sammlung. Und viele namhafte Künstler und Künstlerinnen benutzen die Form für ihre Werke.
Die Werke der folgenden drei Künstler zeigen, dass ein Geheimnis für die Anziehungskraft der Lichtkunst wohl darin liegt, dass sie uns oft am Werk teilhaben lässt. Und sie uns staunen lässt.
James Turrell bannt die Menschen
Wer einmal im Bahnhof Zug stand, wird sich erinnern an das magische Lichtspiel dort. Kreiert hat es der amerikanische Künstler James Turrell. Der heute 76-Jährige gilt als bekanntester «Lichtkünstler».
In den 1970er-Jahren begann er damit, sogenannte Ganzfeld-Räume zu erschaffen. Die Idee kam ihm, als er als Militär-Pilot durch Wolken geflogen war und dabei komplett die Orientierung verloren hatte. Diesen Effekt wollte er mit seinen Installationen nachbauen.
James Turrell geht es mit seinem Werk darum, die reine Wahrnehmung des Menschen zu schärfen. In einem Turrell-Werk kann man sich Licht- und Farbspiel kaum entziehen.
Jenny Holzer – leuchtende Politik
Die US-amerikanische Künstlerin Jenny Holzer benutzt häufig Texte, die sie auf Leuchtbändern erscheinen lässt, als Mittel für ihre Kunst. Holzer setzt sich in ihren Werken mit Aids, Politik und patriarchalen Machtstrukturen auseinander.
Gegenwärtig sind Licht-Installationen von Holzer in der Londoner Tate Modern zu sehen. Hier läuft beispielsweise ein Text quer durch den Ausstellungsraum. Als hätte jemand Worte in die Luft geschrieben.
Ólafur Elíasson – Licht fürs Wohl
Auch der Mega-Star der zeitgenössischen Kunst arbeitet mit Licht. Ólafur Elíasson, der Däne mit isländischen Wurzeln, installierte 2003 für sein «The Weather Project» eine künstliche Sonne in der Turbinenhalle der Tate Modern und lockte damit rund zwei Millionen Menschen an. Das Publikum konnte zum Teil der Installation werden und sich auch auf die Rückseite der Sonne zu begeben.
Elíasson schafft es immer wieder, einen populären Zugang zur Kunst zu finden. Auf Ästhetik und Inhalt verzichtet er dabei nicht. Seit 2013 vertreibt er mit seinem Projekt «Little Sun» eine kleine, solarbetriebene Lampe.
Ein Wohltätigkeitsprojekt, das es Menschen in armen Regionen, die keinen Zugang zur Elektrizität haben, ermöglicht, auch nach Sonnenuntergang eine Lichtquelle zu haben.