Ein Kleinkind im Kinderwagen, friedlich mit Schnuller im Mund, auf dem Kopf ein gelber Schutzhelm mit Schutzbrille.
Spielende Kinder, im Hintergrund eine Wand beklebt mit bunten Post-its. Darauf stehen Botschaften und Wünsche der Bevölkerung. Auf dem Boden sind Porträts von chinanahen Politikern. Passanten können sie mit Füssen treten, die Kinder nutzen sie für ihr Himmel- und Hölle-Spiel.
Geschichten am Rande der Bewegung
«Ich habe bewusst auf Gewaltbilder verzichtet», sagt einer der neun Pressefotografen, die in der Photobastei ausstellen. Die Protestbewegung sei so riesig und so vielseitig, dass er lieber die Geschichten am Rande der Bewegung erzählen wolle.
Er zeigt auf ein Bild, das einfängt, was nach den Ausschreitungen auf dem Boden bleibt: herumliegende Ziegelsteine, leere Hülsen von Tränengasgeschossen – und Früchte. Demonstranten werfen offenbar nicht nur mit Steinen, sondern auch mit Früchten auf die Polizei.
Ein anderes Bild zeigt einen Mann, der mitten in der Konfliktzone sitzt und meditiert. Um ihn herum rennen Leute weg, Strassenabschrankungen und eingestürzte Barrikaden liegen herum. Der meditierende Mann aber ist die Ruhe selbst.
Die Wahrheit liegt beim Betrachter
Die Ausstellung zeigt nicht die Bilder, über welche tagtäglich im Fernsehen oder in den sozialen Medien berichtet wird. «Die Ausstellung soll keine Position im Konflikt einnehmen», betont der Kurator.
Die Journalisten hätten eine neutrale Haltung, zeigten in ihrer Arbeit, was während der Protestbewegung geschehe. Es sei an den Betrachtern, daraus die Wahrheit – ihre Wahrheit – zu finden.
Unter Beobachtung von chinesischen Behörden
Es gehe in der Ausstellung auch um die Anerkennung der harten professionelle Arbeit der Journalisten, die in Hongkong ihr Leben riskieren, sagt der Kurator.
Er selbst riskiert viel mit der Ausstellung, weshalb er seinen Namen nicht öffentlich nennen will. Die chinesischen Behörden verfolgen ihn – sogar hier in der Schweiz.
Dies bestätigt Romano Zebini, Direktor der Photobastei. Auch er steht unter Beobachtung und bekam Besuch von Mitarbeitern des chinesischen Konsulats, noch bevor das erste Bild hing.
Sie wollten Auskunft und Kontakte zu den Fotografen und dem Kurator. Als sich Romano Zebini weigerte, wurde er zu einem Gespräch aufs chinesische Konsulat geladen.
Die Zürcher Polizei ist informiert
Nun müsse er damit rechnen, dass die Ausstellung über die Ausschreitungen in Hongkong von chinesischer Seite aus gestört werde, meint Romano Zebini. Ähnliches sei schon bei anderen Aktionen in anderen Ländern passiert. Deshalb habe er auch die Zürcher Stadtpolizei informiert.
Ob auch der Fotograf, wenn er nach der Ausstellung wieder zurück nach Hongkong reist, Angst vor Repressionen hat? Er versuche sein Bestes zu geben, seine Arbeit so gut wie möglich machen. Und fügt an: «Ich will nicht ständig die Furcht in meinem Herzen tragen.»