- Schweiz Tourismus hat fünf international renommierte Fotografinnen und Fotografen eingeladen, die Schweiz als unabhängige, subjektive und sensible Beobachter zu fotografieren.
- Die Bilder sind momentan in der Ausstellung «Fremdvertraut. Aussensichten auf die Schweiz» in der der Fotostiftung Schweiz zu sehen.
- Dabei geht es vor allem darum, Fragen zu Identität zu stellen und verschiedene Perspektiven einzunehmen.
- Der Fotografien spielen mit Klischees , zeigen aber, dass das Thema Schweizer Identität schwerer fassbar ist, als man denkt.
Es ist so eine Sache mit der eigenen Identität und der Meinung anderer. Einerseits will man wissen, was sie denken. Andererseits ist jedes fremde Urteil grundfalsch.
Etwas philosophischer könnte man fragen: Was erzählt der Blick des Fremden auf das Eigene? Enthüllt er neue Einsichten oder bestätigt er alte Klischees? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung «Fremdvertraut. Aussensichten auf die Schweiz» der Fotostiftung Schweiz.
Ein Ami auf den Spuren eines Schweizers
Direktor Peter Pfrunder enttäuscht lustvoll Hoffnungen auf einfache Antworten: Die gebe es schlicht nicht mehr. Dass die Schweiz dies oder jenes sei, das würde keiner behaupten. Eher gehe es darum, Fragen zu Identität zu stellen und verschiedene Perspektiven einzunehmen.
Das wird bei den Fotos des US-Amerikaners Shane Lavalette deutlich, der sich vom Schweizer Fotografen Theo Frey inspirieren liess. 1938 realisierte Frey für die Landesausstellung 1939 eine Reportage über die Schweiz und bemühte sich deutlich um Objektivität.
Lavalette reiste fast 80 Jahre nach Frey in dieselben zwölf Schweizer Dörfer. Sein Blick ist jedoch ganz selbstverständlich viel subjektiver.
Die Welt blickt auf die Schweiz
Neben Lavalette zeigen vier weitere Fotografen ihre Arbeiten in der Ausstellung: Alinka Echeverría (Mexiko / UK), Eva Leitolf (Deutschland), Simon Roberts (UK) und Zhang Xiao (China).
Angestossen und unterstützt wurde die Ausstellung von «Schweiz Tourismus». Die Tourismusorganisation feiert so ihren 100. Geburtstag, nahm allerdings keinen Einfluss auf die Arbeit der Fotografen.
Matterhorn – mit Aussichtsplattform
Neben einer subjektiven Perspektive ist auch die Unbefangenheit der Aussensichten auffällig. Simon Roberts etwa schreckt nicht davor zurück, das Matterhorn zu fotografieren.
Er zeigt eine faszinierende Serie über die Plattformen und Aussichtsterrassen, die für touristische Hotspots gebaut wurden. Vom Schilthorn bis zum Rheinfall sind die atemberaubenden Landschaften zu sehen, die das Bild der Schweiz im Ausland prägen. Und die Architekturen davor, die das Fotografieren und Schauen so bequem machen.
Fotos von und mit Touristen
Mittels Handy-App bietet Roberts' Arbeit übrigens noch viel mehr: Damit lassen sich historische Fotos zum Tourismus in der Schweiz abrufen. Oder Filme, die zeigen, wie bizarr sich Touristen verhalten. Und auch die Selfies, die sie hochladen und online stellen.
Grundsätzlicher geht Eva Leitolf das Thema an und fragt sich, welche Bedeutung Grenzen haben. Auf ihren Landschaftsfotos sind sie nicht sichtbar. In den ausgewählten Zeitungsartikeln und anderen schriftlichen Quellen die an der Wand hängen, spielen sie aber eine Riesenrolle.
Identität – was ist das?
Der Fotografie scheint das Thema Schweizer Identität immer wieder zu entwischen. Glücklicherweise.
Die schönste Antwort auf die grosse Fragen gibt vermutlich die mexikanische Fotografin Alinka Echeverría: Sie porträtierte 122 junge Menschen in der Schweiz.
Die Fotos dieser hybriden Teenie-Wesen, die zwischen Kind und Erwachsenem schwanken, zeigen, dass «Nation» und «Schweiz» vermutlich ebenso wenig klar fassbar sind, wie das Mädchen, das melancholisch den Kopf auf den Cafétisch legt und dabei verwegen den BH blitzen lässt.
Sendung: Kultur kompakt, 13. Februar 2017, 16.50 Uhr